Nur einer kann gewinnen
Bürgermeisterkandidaten auf dem Podium
Schade eigentlich, dass man sich für einen einzigen Kandidaten als Bürgermeister entscheiden darf, dieser Gedanke ist nach der Podiumsdiskussion im Weßlinger Pfarrstadel so manchem Besucher durch den Kopf gegangen. Klaus Ebbinghaus (SPD), Sebastian Grünwald (Grüne), Andreas Lechermann (CSU), Roland von Rebay (parteilos) und Michael Sturm (Freie Wähler) hatten sich den Bürgern vorgestellt. Dabei hatten sie nicht nur gezeigt, dass sie sich in den wichtigsten Themen, die den Ort betreffen, weitgehend einig waren, sondern sie haben auch einen fairen und respektvollen Umgang miteinander gepflegt. Dafür gab es von den Zuhörern im vollbesetzten Veranstaltungssaal und bei denen, die die Diskussion über eine Leinwand im Foyer verfolgt hatten, viel Beifall.
Der Verein „Unser Dorf“ und die Agendagruppe „Ortsgestaltung und Verkehr“ hatten die Veranstaltung auf die Beine gestellt. Während „Unser Dorf“ die Organisation übernommen hatte, hatte die Agendagruppe die Fragen vorbereitet. Moderator Dieter Oberg fragte die Kandidaten zu Zukunftsvisionen und einen Masterplan für den Ort, den Verkehr, bezahlbaren Wohnraum, die Gefahr vom Dorf zur Stadt zu werden sowie zu ortsgestalterischen Ideen. In vielen Punkten waren sich die Kandidaten einig. Alle wollen genossenschaftlichen Wohnungsbau, um günstigen Wohnraum zu schaffen. Auch beim Verkehr herrschte Einigkeit. Der Autoverkehr soll reduziert, dafür sollen Radfahrer unterstützt und der Öffentliche Personennahverkehr ausgebaut werden.
Was sind die Unterschiede?
"Wie sich die Kandidaten voneinander unterscheiden und warum sie sich als geeignet für das Bürgermeisteramt ansehen?", lautete eine Frage aus dem Publikum. Während Sturm seine 18-jährigen Erfahrungen als Gemeinderat und seine Funktion als zweiter Bürgermeister in die Waagschale warf, konterte Grünwald mit seinen Kompetenzen als IT-Projektleiter und seinem Wissen im Bereich der Digitalisierung. Lechermann wies auf seine Tätigkeit als Gemeinderat hin, zählte aber auch die vielen Ehrenämter in den verschiedenen Vereinen auf. Ebbinghaus wies darauf hin, dass er sich im öffentlichen Vergabe- und Ausschreibungsrecht auskenne und Erfahrung als Teamleiter im DLR (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt) habe. Als langjähriger Motor des Schularbeitskreises versicherte Rebay, der als Unternehmensberater Erfahrungen gesammelt hat, dass er Visionen umsetzen könne.
Ob Weßling ein „Dorf“ bleiben könne, sei Definitionssache, waren sich die Kandidaten einig. „Dörflich“ sei es an der Hauptstraße sowieso nicht mehr, so Ebbinghaus. „Ein Dorf ist mehr als Bauernhäuser“, erklärte Grünwald. Vereine, Traditionen, Veranstaltungen, Kneipen und Begegnungsmöglichkeiten würden ein Dorf ausmachen, ergänzten Lechermann und Rebay.
Eine generelle Ablehnung von neuen Gewerbeansiedlungen lehnte Sturm ab. Die Einnahmen würde die Gemeinde für ihre Ausgaben benötigen. Es müsste aber streng kontrolliert werden. Rebay plädierte für eine innerörtliche Versorgung. Außerdem möchte er einen Treffpunkt beim Bahnhof und die Bahnhofstraße zur Fußgängerstraße machen.
Was die Klimaziele betraf, so mahnte Grünwald die Klimakrise ernster als bisher zu nehmen. Die Entscheidungen im Gemeinderat müssten auf ihre Auswirkungen auf das Klima hinterfragt werden. Außerdem sprach er sich für Bürgersolarkraftwerke und eine Förderung von energieeffizienten Maßnahmen aus. Ebbinghaus forderte mehr technische Beratung. Bereits die Wartung und der hydraulische Abgleich bestehender Heizungen würden viel bringen. Lechermann brachte die Idee eines Nahwärmenetzes in die Diskussion und Sturm Blockheizkraftwerke und dezentrale Energiegewinnung.
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