"Jedermann" wird weiblich
Ulrike Dostal in anderer Inszenierung
Das "anna-funk-ensemble!", das sich die Regisseurin Anna Funk aus verschiedensten Theatergruppen zusammengecastet hat, gibt die avantgardistische Variante des über hundert Jahre alten und doch immer noch zeitlosen "Jedermann" von Hugo von Hofmannsthal. Während in Salzburg, wie immer konventionell inszeniert, verschiedene „Jedermänner“ ihr jährliches Fest-Spiel-Fest feiern, rockt in Gilching ein weiblicher "Jedermann" alias Ulrike Dostal die Bühne mitsamt ihrer "Frauschaft" um sich herum: Da gibt es das It-Girl aus der Münchner Maximilianstraße (Catinca Wolf), eine Osteuropäerin, die sich einen Millionär geangelt hat, eine entzückend männliche wie musikalische Buhlschaft (Philipp Andriotis), wie auch einen Schuldknecht, insolvenzgegangener Steinmetz aus Gilching, der sich auf dem „Arbeiterstrich“ in der Goethestraße am Hauptbahnhof zu viele Schwarzarbeiter geholt hat; verkörpert wird dieser vom Gilchinger Urgestein Roland Schneider. Derzeit steht er noch im "Brandner Kaspar" im Brunnenhof der Residenz auf der Bühne. Er hilft bei der Organisation des Gilchinger Spektakels. Ihm verdankt die Inszenierung auch den Gilchinger Lokalkolorit, der hin und wieder aufblitzt.
"Es ist ein nun einmal religiöses Stück"
Die Regisseurin, die auch Religionslehrerin an einem Münchner Gymnasium ist, legt Wert auf den religiösen Bezug im Jedermann. „Es ist nun einmal ein religiöses Stück wie man es auch dreht und wendet“. Die studierte Theaterwissenschaftlerin stellt in ihrer Inszenierung die Frage nach der Verantwortung in den Mittelpunkt: Ist es möglich ein guter aber reicher Mensch zu sein? Wie weit muss man als Mitglied in der Wohlstandsgesellschaft gehen, um sich, ganz katholisch, den Platz beim Herrgott im Himmel nach dem Tod, nicht zu verscherzen? Was muss man tun, um dem Tod angstfrei entgegen gehen zu können?
Endlich als Freilichttheater
Wundervoll sei es, so Anna Funk, den "Jedermann" nun endlich einmal als Freilichttheater zeigen zu dürfen. „Hoffentlich hält das Wetter, denn wir wollen das Amphitheater im Innenhof der James-Krüss-Grundschule richtig ansprechend gestalten und dem Publikum einen tollen Theaterabend schenken. Auch für Getränke in der Pause und eine bequeme Bestuhlung soll gesorgt sein.“
Die Vorstellungen sind am Samstag, 25. August, um 20 Uhr, und am Sonntag, 26. August, um 18 Uhr. Der Kartenverkauf läuft über die Abendkasse. Wem das zu unsicher ist, kann sich per E-Mail an jedermann2015@gmx.de einen Platz reservieren.
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