Im Einsatz für Bambi
Wenn der Grünrock im hohen Gras verschwindet
Normalerweise vermutete man einen Jäger auf seinem Hochsitz. Dass die Grünröcke im Landkreis allerdings auch andere Einsatzgebiete haben, zeigte sich im Revier von Peter Karl in Pöcking. Der passionierte Jäger war von einem Landwirt angerufen worden, um Rehkitzen zu helfen.
Zusammenarbeit
"Wir haben eine gute Zusammenarbeit mit den hiesigen Landwirten", lobt Peter Karl die Bauern im Landkreis. Auf Zusammenarbeit sei man hier angewiesen: Rehkitze flüchten in den ersten Monaten ihres Lebens nicht aus den hohen Wiesen, sondern ducken sich lediglich vor möglichen Feinden tief in das hohe Gras. Der mögliche Feind wäre an diesem sonnigen Mai-Tag ein Mähdrescher gewesen, vor dem die kleinen Kitze ebenfalls nicht flüchten würden. "Das wäre natürlich eine tragische Situation für das Rehkitz, welches schlichtweg einfach umgemäht werden würde", erklärt der Jäger. Landwirte und Jäger wollen aber genau das verhindern.
Es sei fester Bestandteil und auch eine Mitaufgabe der Jäger, Wiesen abzugehen, bevor sie gemäht werden. "Man ist natürlich darauf angwiesen zu erfahren, wann gemäht wird", führt Karl weiter an. Eine Absuche einen Tag vorher habe sich als sicherste Maßnahme erwiesen. "Das geht aber natürlich nur, wenn man angerufen wird", so der Jäger.
Ab durch die Wiese
So kommt es, dass die gesamte Familie Karl an diesem Pfingstmontag anstatt Kaffee und Kuchen zu genießen, durch das hohe Gras stapft. In großen Abständen schreiten sie die Wiese ab und bringen Vorrichtungen an, um die Tiere aus dem Feld zu treiben. Wird ein Kitz gefunden, fassen sie es nicht mit den bloßen Händen an, sondern legen reichlich Gras zwischen sich und das Wildtier. "Fasst man das Kitz mit bloßen Händen an, nimmt es den Geruch der Person an und die Mutter würde möglicherweise das Tier verstoßen", erklärt er.
Zweieinhalb Stunden und drei gerettete Rehkitze später ist das Werk dann vollbracht. Die gefundenen Tiere wurden von Familie Karl aus der Wiese an den Waldrand getragen. "Wenn noch weitere Kitze oder andere Wildtiere in der Wiese sind, holen die Mütter diese meist bis zum nächsten Tag heraus. Das ist ihnen zu viel Trubel, wenn wir hier durchgehen und sie finden den Ort dann meist für ihren Nachwuchs nicht mehr sicher", so der Jäger. Das Konzept ging auf: Wie der Landwirt mitteilte, seien am nächsten Tag keine Wildtiere mehr in der Wiese gewesen.
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH