Getanzter Adventskalender
110 Kinder interpretieren die Tagessprüche
Die Live-Aufführung musste abgesagt werden, als Alternative hat die Ballettabteilung der Musikschule Gilching deswegen die „Winterkalendertage“ ins Internet verlegt. „Das war unser Plan B“, sagte Julia Smolinski, die gemeinsam mit Uschi Vogler und Nikolay Georgiew die Kinder in Ballett unterrichtet. Bereits in den Sommerferien reifte der Plan mit den Kindern einen musikalischen Adventskalender mit 24 unterschiedlichen Tänzen einzustudieren. Es sollten fast alle - nämlich etwa 110 Kinder - mittanzen dürfen. Für die Kinder, die über viele Monate ihr Hobby nur von zuhause aus ausüben konnten, sei dies ein Lichtblick gewesen. „Alle waren voller Vorfreude“, erinnerte sich Vogler. Auf der Homepage der Musikschule (www.musikschule-gilching.de/ballett/aktuelles) öffnet sich bis Weihnachten täglich ein neues Türchen im Adventskalender. Dahinter verbergen sich 24 unterschiedliche Tänze. Jedem Tag ist ein Spruch zugeordnet, der quasi das Motto für den Tanz darstellt.
Die Filmaufnahmen fanden in der Ballettschule an der Talhofstraße statt. Dazu war der Saal passend dekoriert worden. Fünf Tage lang wurden die Gruppen voneinander getrennt gefilmt, um mögliche Ansteckungsgefahren zu reduzieren. Ein Filmteam war nicht nötig. Die Ballettlehrkräfte hatten ihre Handys verwendet. Um verschiedene Ansichten zu bekommen, wurde von vorne, links und rechts gefilmt. Anschließend wurden die Filme mit einem professionellen Schneideprogramm geschnitten.
"Abstand ist Ausdruck für Fürsorge"
Für "Tür 14" tanzen sechs Mädchen zu einem Zitat von Angela Merkel: „Wir möchten gerade in Zeiten der Not füreinander da sein. Doch im Augenblick ist leider das Gegenteil richtig. Im Moment ist nur Abstand Ausdruck für Fürsorge“. Die Tänzerinnen interpretieren die Worte, indem sie sich mit Abstand zueinander stellen. Sie versuchen ihre Hände zu berühren, doch diese sind wie durch eine unsichtbare Wand voneinander getrennt. Beim Probedurchlauf gibt es Anweisungen wie „Fußspitzen strecken“, oder „nicht aus dem Bild tanzen“. Nach einigen Durchläufen ist alles perfekt.
„Freundschaft. Das ist wie Heimat“, heißt der Spruch von Kurt Tucholsky, der für die „Tür 4“ ausgewählt wurde. Zwei Mädchen und ein Junge tanzen dazu. Sie bewegen sich zueinander, lächeln und am Schluss besiegeln sie ihre Freundschaft mit aufeinander gelegten Händen. Bei seinem Solotanz für „Tür 11“ beweist ein junger Mann Sprungkraft und Energie. Seine expressiven Bewegungen gehen nach allen Seiten, immer wieder versucht er sie zu bändigen – hier haben die Ballettlehrkräfte mit einer anspruchsvollen Choreografie das Tucholsky-Zitat „Chaos ist das Wort, das wir für eine Ordnung erfunden haben, die wir nicht verstehen“, in Bewegung umgesetzt.
Die Filmaufnahmen im Internet sind ein kleiner Trost für die Kinder. Die „Winterkalendertage“ sollen aber auf alle Fälle noch auf die Bühne gebracht werden, wenn es wieder geht. Dann werden Schritte eingefügt, damit es harmonische Übergänge zu den einzelnen Tänzen gibt. Auf der Bühne werden zwei Pianistinnen Klavier spielen. Für die Filmaufnahmen mussten die vorläufigen Werkstattaufnahmen verwendet werden. „Da gibt es manchmal Nebengeräusche“, so Smolinski.
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