Freiheit - Frieden - Menschlichkeit
Christoph-Probst-Gymnasium setzt Zeichen für Verantwortung
Am 22. Februar 1943 wurde ein Mensch, der das multikulturelle Leben liebte, der sich für die Vielfalt Deutschlands einsetzte und gegen die Diskriminierung bestimmter Gruppierungen war, in Stadelheim hingerichtet. Die Rede ist von Christoph Probst. Er war Mitglied der Widerstandsgruppe "Weiße Rose" – wie seine Mitstreiter Hans und Sophie Scholl, Alexander Schmorell, Willi Graf und Kurt Huber. Vergangenen Donnerstag fand in dem nach Christoph Probst benannten Gymnasium in Gilching eine Podiumsdiskussion der Oberstufe statt. Doch stand dabei nicht nur das Gedenken an die Hingerichteten im Vordergrund, sondern vor allem das Ziel der Schule: Verantwortung übernehmen – politisch, für sich selbst, für Mitmenschen, für ein bisschen mehr Frieden.
75 Jahre später
Zur Podiumsdiskussion in der Aula des Gymnasiums waren Matthais Lorenz, Mitarbeiter der mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus, Erkan Inan, Mitglied des Forums für Islam e.V. aus München, sowie Aaron Buck, Presse- und Öffentlichkeitsreferent der Israelitischen Kultusgemeinde München, geladen. Die Moderation übernahm Journalist Armin Käfer von der Suttgarter Zeitung.
"Es gibt immer wieder menschenverachtende und drohende Angriffe", können Erkan Inan und Aaron Buck bestätigen. Im Münchner Islam Forum landet schon einmal Schweinefleisch im Briefkasten oder ein Hakenkreuz an der Hauswand. Auch Aaron Buck kann von Droh-E-Mails erzählen, ebenso davon, dass viele gläubige Juden aus Angst nicht mit einer Kippa auf die Straße gehen. So ist es also, 75 Jahre nach der Hinrichtung von Friedens- und Freiheitskämpfern wie Christoph Probst.
Angst vor der Fremde
"Doch wie kann in einer aufgeklärten Gesellschaft, wie wir sie ja eigentlich sind, dann immer mehr rechtes Gedankengut in Politik und Gesellschaft Platz finden?", fragte ein Schüler der Oberstufe. "Das kann Angst vor dem sein, was man nicht kennt, Angst davor, etwas nicht zu verstehen oder einfach auch die Angst davor, sich mit etwas Unbekanntem auseinandersetzen oder es tolerieren zu müssen", so Inan. "Antisemitismus war nie weg", sagt Aaron Buck. Doch, warf Erkan Inan ein, seien Ressentiments nicht nur bei Deutschen anzutreffen, jeder könne eine Feindlichkeit gegen andere Menschen entwickeln. "Und wie begegne ich jemanden, der rechts und menschenfeindlich ist?", wirft ein anderer Schüler ein.
Es bringe nichts, mit Menschen zu diskutieren, die eine rechte Einstellung hätten, erklärt Matthias Lorenz. "Oftmals geht es hier gar nicht um echte Ängste, sondern um Emotionen, die rational gar nicht mehr erklärt oder bekämpft werden können. Diese Menschen wollen meist keine echten Argumente, sondern brauchen ein Ventil für ihre Aggressionen", so der Mitarbeiter der mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus. Man könne gegen Rechts nur ein klares Statement setzen: Sich von diesen Leuten distanzieren.
"Bitte nicht den Zeigefinger"
Aufklärung, die Geschichte nicht vergessen, am Thema bleiben und schon Schüler politisch informieren, dafür plädieren alle Diskussionsteilnehmer. "Es bringt aber nichts, immer mit dem erhobenen Zeigefinger zu mahnen. Menschen müssen aufgeklärt werden, aber bitte nicht mit Schuldgefühlen. Ihr, wie ihr hier alle in der Aula sitzt, seid nicht Schuld an dem, was in der Vergangenheit passierte", so Aaron Buck. Er finde viel mehr, man solle offen diskutieren und verschiedene Menschen an einen Tisch bringen. Das sei das beste Mittel, um Vorurteile und entstehende Ängste zu bekämpfen.
"Letztendlich wollen wir doch alle nur glücklich sein, egal ob Jude, Christ oder Moslem, wir sind alle Menschen", so Inan. "Deutschland ist ein weltoffenes, multikulturelles und demokratisches Land. Wenn wir diese Grundpfeiler leben, hat Rechts auch keinen Platz in unserer Mitte", schließt Erkan Inan die Diskussion ab. Ein Schlusswort, das sicherlich auch Christoph Probst gefallen hätte.
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