"Fokus wieder mehr auf Gesundheit"
Lea Baschab im Gespräch über ihren Beruf als Apothekerin
Die Corona-Herausforderungen haben unsere Gesellschaft nahezu komplett im Griff. Durch diese besonderen Umstände sind diverse Berufe und Berufsgruppen wieder ein Stück weit in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt, unter anderem Apotheken. Lea Baschab, Geschäftsleitung der See Apotheke, sprach mit den 5-Seen Wochenanzeigern über ihre Arbeit in der See Apotheke von Helen Brugger.
"Aufklärungsarbeit über die derzeitige Corona-Situation"
Corona hat es wieder ins Bewusstsein gerückt. Gesundheit ist im Grunde das höchste Gut. Und einen Großteil zur Versorgung der Bevölkerung mit den gegebenenfalls dazu nötigen Medikamenten tragen ja die Apotheken bei. Was hat sich seit Corona für Sie persönlich und Ihre Mitarbeiter als Apotheker geändert?
Lea Baschab: Die Systemrelevanz der Vor-Ort-Apotheken hat sich in dieser Zeit stark herauskristallisiert, was auch in unserem Arbeitsalltag zu spüren war und immer noch ist. Es mussten schnelle Lösungen her, als klar wurde, dass z.B. Händedesinfektionsmittel knapp werden – wir haben diese dann selbst hergestellt nach Rezeptur der Weltgesundheitsorganisation. Zusätzlich zu der Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln und der damit verbundenen Beratung leisten wir tagtäglich auch Aufklärungsarbeit über die derzeitige Corona-Situation. Apotheken sind nicht nur für kranke Menschen da, sondern auch für gesunde Menschen, die sich in Krisenzeiten eine persönliche, niedrigschwellige Anlaufstelle im Gesundheitswesen wünschen. Wertschätzung wird uns nun häufiger mitgeteilt. Positiv bemerkbar hat sich auch gemacht, dass der Fokus wieder mehr auf die Gesundheit rückt; aus den üblichen Verabschiedungen wird nicht selten ein „Bleiben Sie gesund“.
"Im Zweifelsfall halten wir Rücksprache mit dem Arzt"
Viele Menschen, vor allem auch ältere Menschen, sind bei verschiedenen Ärzten parallel in Behandlung. Das reicht vom sog. Praktischen Arzt bis zu den diversen Fachärzten. Sie erhalten dort vielfach separat ausgestellte Rezepte. Können Sie als „Apotheke des Vertrauens“ eigentlich in einem solchen Fall als Clearing-Stelle fungieren?
Lea Baschab: Als „Apotheke des Vertrauens“ können wir datenschutzkonform nach Zustimmung unserer Kunden deren Medikationsdaten speichern. Wir übernehmen dadurch automatisch bei jeder Arzneimittelabgabe eine solche Clearing Funktion, indem wir die Medikamente auf Wechselwirkungen prüfen. Im Zweifelsfall halten wir persönliche Rücksprache mit dem verordnenden Arzt, was dann eine direkte und zeitnahe Lösung vor Ort ermöglicht.
"Durch persönliche Beratung Verunsicherungen nehmen"
Manchmal verlieren Patienten, die häufig ja sogar täglich mehrere Medikamente zu sich nehmen sollen, regelrecht den Überblick über die richtigen Dosierungen und Angehörige können als Laien da oft nur bedingt helfen. Inwieweit können Sie da unterstützend agieren, vor allem, wenn eines der wirklich wichtigen Arzneimittel einmal kurzfristig fehlt?
Lea Baschab: Lieferengpässe gehören zu den größten Ärgernissen im Alltag eines Apothekers, bedeuten aber nicht zwangsläufig Versorgungsengpässe. Nach ärztlicher Rücksprache dürfen wir Medikamente gegen passende Alternativen austauschen und können auch hier durch persönliche Beratung den Patienten damit verbundene eventuelle Verunsicherungen nehmen. Auch wenn Medikamente kurzfristig, z.B. nachts, an Wochenenden oder Feiertagen benötigt werden, sind die Notdienstapotheken für eine Lösung da. Dosierungen kennzeichnen wir auf der Medikamentenpackung und weisen auf die richtige Einnahme hin.
"Individuelle Rezepturen für Patienten herstellen"
Eines der landläufigen Klischees ist ja, Ihren Beruf betreffend, dass Sie auch noch mischen und mixen und nicht nur „fertige“ Produkte verkaufen. Ist das wirklich noch so? Und wenn ja, welche Medikamente oder Arzneimittel betrifft das in allererster Linie?
Lea Baschab: Das ist keinesfalls ein Klischee, sondern Apothekenalltag. Im Schnitt haben wir dafür eine Vollzeitkraft pro Apotheke in unserem Labor beschäftigt. Von Salben, Lösungen bis zu Zäpfchen können wir individuelle Rezepturen für unsere Patienten herstellen. Dadurch sind Zusammensetzungen realisierbar, die es in Fertigarzneimitteln nicht gibt, z.B. Kapseln in pädiatrischer Dosierung. Regelmäßig nachgefragte Rezepturen, sogenannte Defekturen, haben wir an Lager, so dass keine Wartezeit entsteht. Darüber hinaus fertigen wir auch Teemischungen und homöopathische Mischungen in der St. Nikolaus Apotheke an – unserer Filialapotheke in Herrsching.
"Stärkt das Vertrauen"
Wäre es nicht für Patienten sinnvoll, sich auf einzige Apotheke zu konzentrieren, weil dort die wichtigen und relevanten Informationen quasi gebündelt zusammenlaufen?
Lea Baschab: Für Kunden ist es durchaus sinnvoll eine „Stammapotheke“ zu haben. Dies erlaubt einen regelmäßigen Abgleich, optimiert die Arzneimittelversorgung und -sicherheit und stärkt somit das Vertrauen.
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