"Flexibel reagieren"
Schulen entwickeln Konzepte für den Unterricht trotz Corona
Die Wissenslücken aus dem letzten Homeschooling-Schuljahr sind noch nicht aufgearbeitet, doch der Landkreis Starnberg befindet sich bereits in der zweiten Welle der Pandemie. An vielen Schulen im Landkreis Starnberg gibt es Corona-Fälle und dadurch Quarantäne für ganze Klassen. Die Herausforderungen an die Schulen, die möglichst lange den Präsenzunterricht aufrecht erhalten möchten, sind gewaltig. Wir haben in Kultusministerium und bei Landkreisschulen nachgefragt. Reicht das Lehrerkontingent und wie sind die Chancen, dass der Schulstoff trotz Corona, Krankheit und Quarantäne aufgeholt beziehungsweise neu gelehrt werden kann?
Aus dem Kultusministerium antwortete Sprecherin Maria Scherr auf eine Anfrage des Fünfseen-Wochenanzeigers: „Zum aktuellen Schuljahr 2020/21 konnten in Bayern alle offenen Stellen besetzt werden, darunter auch 1.000 für das neue Schuljahr zusätzlich geschaffene Lehrerstellen. Insgesamt konnte der Freistaat Bayern zum neuen Schuljahr über 4.700 voll qualifizierte Lehrkräfte einstellen“. Dabei würde die Planung „bayernweit gleichmäßig und nach den gleichen Grundsätzen erfolgen. Infolgedessen unterscheidet sich die Versorgung mit Lehrkräften in München und dem Münchner Umland nicht von der anderer Regionen“.
Peter Meyer, Schulleiter und Seminarvorstand des Christoph-Probst-Gymnasiums (CPG) in Gilching ist zuversichtlich. „Mit unserem Lehrerkontingent können wir den Unterricht voll abdecken“, erklärte er. Neben dem Regel-Unterricht hat die Schule „ein umfassendes Förderangebot eingerichtet, das den Schülerinnen und Schülern ohne jede Einschränkung angeboten wird“. Meyer weiß aber, dass sich die Situation an dem mit 1.400 Schülern sowie 130 Lehrkräften größten Gymnasium des Landkreises Starnberg ändern kann. „Für den Fall, dass die Anzahl der Lehrkräfte, die sich in Quarantäne begeben müssen, ansteigt, wünschen wir uns flexibel reagieren zu dürfen“. Dabei könnten beispielsweise nach Bedarf mehr Stunden in einem Fach und weniger Stunden in einem anderen eingeteilt werden. Falls es zu Einschränkungen beim Präsenzbetrieb kommen sollte, wünscht sich die Schule, dass die Abiturklassen „voll im Präsenzbetrieb bleibt“.
Priorität auf die Hauptfächer
„Flexibel sein“, so lautet die Devise, die Schulleiterin der Staatlichen Realschule Herrsching, Rita Menzel-Stuck, in diesem Jahr für ihre 1.000 Schüler, 82 Lehrkräfte und fünf Studienreferendare ausgegeben hat. Um den Stoff des letzten Jahres aufzuarbeiten, gab es noch in den Ferien Sitzungen der Fachschaftslehrkräfte, die neue Kollegen instruiert haben. „In Ordnern im Lehrerzimmer ist vermerkt, was nicht dran kam“. Priorität werde auf die Hauptfächer gelegt, dafür müssten Abstriche bei Nebenfächern und Wahlfächern gemacht werden. Um die Wissenslücken aus dem vergangenen Jahr aufzuarbeiten, gibt es in Herrsching für die fünften bis achten Klassen jeweils eine zusätzliche Stunde in einem Hauptfach. Außerdem wird ein Förderangebot für Englisch und Deutsch aufgebaut. Was die Versorgung mit Lehrkräften betrifft, so erklärt Menzel-Stuck „wir bekommen zwar Lehrer zugewiesen, aber nicht immer die, die man wollte“. Heuer herrscht beispielsweise Mangel in den Fächern Englisch und Deutsch, „dafür haben wir genügend Mathematiklehrkräfte“. Trotzdem fehlen Lehrkräfte, beispielsweise weil Lehrerinnen schwanger sind und damit keinen Präsenzunterricht halten oder bei Krankheiten. „Wenn jemand länger krank ist, kann ich einen Ersatz anfordern“, erklärt Menzel-Stuck. Das Problem sei aber, dass es auf dem Markt keine Lehrer mehr gibt.
Erleichterung gibt es durch die Einführung der Teamlehrer, die den Präsenzunterricht in Vertretung und zusammen mit den Quarantäne-Lehrern und Schwangeren halten. Sie dürften gerne mehr sein, so Menzel-Stuck. Außerdem wünscht sie sich kleinere Klassen. Die Klassenzimmer seien nämlich so klein dimensioniert, dass kein Mindestabstand eingehalten werden könne. Natürlich sei der Digital-Unterricht eine Option, man dürfe aber den Menschen nicht vergessen. Sehr bedauert sie, dass das „soziale Miteinander“ hintangestellt werden muss. Elternabende, Aktionen von SMV und Förderverein und das Tutorenprogramm, aber auch Schulveranstaltungen wie das Adventskonzert finden nicht statt. Dabei seien es gerade solche Kontakte, die für den Zusammenhalt der Schulfamilie wichtig seien.
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