Ein Leben voller Musik
Benedikta Padberg feiert 90. Geburtstag
Die Musik ist nicht nur ein Lebenselixier für Benedikta Padberg, sondern auch ein Jungbrunnen. Am 11. Januar hat die Trägerin der Gilchinger Verdienstmedaille und jahrelange Chorleiterin und Organistin ihren 90. Geburtstag gefeiert. Statt einer großen Feier mit ihren sieben Kindern, den 13 Enkeln und fünf Urenkeln, der 96- und der 88-jährigen Schwestern, den Musikern, Chorsängern, Freunden und Verwandten, gab es nur wenig Besuch – wegen Corona. „Wir feiern aber nach“, versprach das Geburtstagskind. Unterkriegen lässt sie sich nicht, auch wenn ihre geliebten Auftritte mit den Salonmusikern ausfallen müssen. „Wir warten sehnsüchtig darauf, dass wir wieder spielen dürfen“, erklärt sie.
In normalen Zeiten haben die Rentner viele Auftritte in den Altenheimen in Gilching, aber auch auswärts in Karlsfeld, Unterbrunn, Germering, auf Jubiläen, Sommerfesten und Adventfeiern. Um den Gilchingern trotz des Lockdowns Freude zu bereiten, hat Benedikta Padberg in der Adventszeit abends das Fenster ihrer Wohnung aufgemacht. So konnten die Passanten dem weihnachtlichen Klavierspiel lauschen. Auch einsame Freunde und Bekannte wurden regelmäßig angerufen und bekamen über das Telefon ein Ständchen gespielt. „Musik ist die beste Medizin“, findet sie.
Am Sonntag gab es Hausmusik
Benedikta ist das zweitjüngste von insgesamt 13 Kindern der Gilchinger Gärtnerfamilie Wurm. Bereits mit 45 Jahren ist der Vater verstorben Die jüngste Tochter war da gerade mal drei Monate alt. Die Kinder mussten fest in der Gärtnerei mitarbeiten, um der Mutter zu helfen, finanzielle Unterstützung gab es damals nicht. Den Duft der Veilchen, den die Kinder frühmorgens pflückten und zu Sträußen banden, hat sie heute noch in der Nase. Als Ausgleich zu dem harten Leben durften die Kinder Musikunterricht in der benachbarten Rosenburg nehmen. Gerne erinnert sich Benedikta Padberg daran wie sonntags der große Tisch in den Hof getragen und gemeinsam gesungen und musiziert wurde. Spaziergänger, die zum Schusterhäusl wanderten, seien oft am Zaun stehengeblieben, um zuzuhören.
Benedikta sang im Chor, spielte Orgel und Zither, zeigte aber eine besondere Begabung für das Klavier. Deswegen bestand ihr Klavierlehrer darauf, dass sie sich am Händel-Konservatorium bewarb. Das Mädchen vom Dorf hatte für das Vorspiel das operettenhafte Stück „Wien, du Stadt meiner Träume“ ausgewählt. „Das Gutachter haben mich ausgelacht“, erinnert sie sich. „Mit diesen Sachen ist es jetzt vorbei“, wurde ihr beschieden. Die klassischen Stücke hat sie schnell gelernt und beim Klassenvorspiel später so großen Eindruck gemacht, dass sie beim Professor selbst Unterricht bekommen hat. Nach zwei Jahren musste sie das Konservatorium verlassen. Es gab viel Arbeit in der heimischen Gärtnerei und wenig Verständnis für eine Karriere als Pianistin.
1956 heiratete sie Franz Padberg. Das Paar bekam sieben Kinde, die die junge Mutter auf Trab hielten. Trotzdem blieb Zeit für Hausmusik. Als in Argelsried ein Organist gebraucht wurde, stieg Benedikta Padberg ein. Sie übernahm den Kirchenchor und die Kirchenmusiker, baute die Jugendchöre auf, dirigierte auch den Männergesangsverein und erfreute die nächsten Jahrzehnte die Kirchgänger von St. Vitus, St. Sebastian und St. Nikolaus als Organistin. Während sie sonntags auf ihrem Fahrrad von Messe zu Messe eilte, schwang Ehemann Franz, der vor acht Jahren verstorben ist, daheim den Kochlöffel.
Das Fahrrad hat sie mittlerweile mit einem Elektro-Dreirad vertauscht, die Chorleitungen und die Aufgabe als Organistin aufgegeben. Doch das Klavierspielen gehört nach wie vor zu ihrem Leben, genauso wie ihr katholischer Glaube, der ihr Kraft und Zuversicht im Leben gegeben hat. Eines bedauert sie aber doch. „Ich wollte so gerne noch einmal auf die Orgel rauf und einen Bach spielen“, doch die Treppe ist ihr mittlerweile zu steil geworden.
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH