Die alte Gilchingerin
Arnoldus-Glocke könnte Geschichten erzählen
Grundschulen, Apotheken und sogar eine Straße sind nach ihr benannt, ebenso eine ganze Gemeinde trägt sie im Wappen: Die Rede ist von der berühmten Arnoldusglocke. Sie zählt zu einer der ältesten Glocken in Bayern. Viele Jahre lang war sie verschollen und um ihre Vorgeschichte ranken sich zahlreiche Mutmaßungen.
Der Fund im Acker
Die Arnoldus-Glocke wurde nur zufällig entdeckt. Ein Landwirt, der seinen Acker pflügte, stieß um 1835 nicht nur auf Steine, sondern auf besagte Glocke. Am Klingelberg, das Gelände zwischen Steinlach und Rottenried, wurde das Wahrzeichen Gilchings gefunden. Eine Vermutung, warum sie dort im Erdreich vergraben wurde, ist der 30-jährige Krieg. Man geht davon aus, dass sie vor Angreifern versteckt wurde und im Erdreich vergraben wurde.
Arnold von Gilching
Anrold von Gilching ist in Gilching als Stifter der Arnoldus-Glocke bekannt. Er gehörte zur Sippe der Grafen von Gilching, die wahrscheinlich um 780 bis 1200 das Gebiet zwischen Ammersee und Isar beherrschten. Zu ihren Vorfrahren sollen auch die Grafen von Andechs zählen.
Arnold und sein Bruder Wernher sollen nicht nur diese Glocke gestiftet, sondern auch ein Drittel ihres Besitzes in Gilching an das Kloster Polling gestiftet haben. Dies ergibt sich daraus, dass Arnold in den Freisinger und Pollinger Urkunden als Arnoldus, Presbiter de Giltechingen oder auch Gilteking - was vermutlich Priester von Gilching heißen soll - genannt wird. Ebenso soll er ein Verwandter von Meginhard Graf von Gilching gewesen sein. Letzterer verstarb im Jahr 1173.
Zuhause im Kirchenschiff
Ursprünglich hing die Glocke einmal im Glockenstuhl der St. Vitus Kirche. 1913 zersprang sie allerdings während eines Fronleichnamfestes in drei Teile. Jahre später wurde sie von einem Glockengießer aus Nördlingen repariert und fand ihren Platz im Turm wieder. Dies sollte nicht ihr letzter Platz bleiben: Als sich 1944 die Luftangriffe mehrten, wurde sie in den Kirchenraum der St. Vitus gebracht. Nur zwei Wochen nach dieser Vorsichtsmaßnahme warf ein Bomber beim Anflug auf das Dornier-Gelände seine Brandbomben zu früh ab und traf dabei den Turm der Kriche. Er brannte vollständig aus.
Heute hängt die fast acht Jahrhunderte alte Arnoldus-Glocke im Kirchenschiff und läutet nach wie vor zuverlässig im Gilchinger Altdorf, unweit von ihrem Fundort.
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