360 Jobs in Gefahr
Emerson-Mitarbeiter kämpfen um den Standort
Die Mitarbeiter der Firma Emerson Process Management haben bei einer Kundgebung vor dem Firmensitz in Weßling gegen eine drohende Standortschließung protestiert. Rund 360 Arbeitsplätze sind von dem „Restrukturierungsvorhaben“, wie es ein Sprecher des Werks bezeichnet, bedroht. Vor fünf Monaten hat diese Nachricht Weßling erreicht. „Wir haben Angst“, betonte Betriebsratsvorsitzender Markus Endesfelder. Seit 30 Jahren ist er Mitarbeiter des Traditionsunternehmen, das Mess- und Analysevorrichtungen produziert. In seiner Familie gibt es mehrere Emerson-Mitarbeiter. Damit ist er nicht alleine. Ein Rentner und ehemaliger Mitarbeiter ist gekommen, um für seinen Sohn und die ehemaligen Kollegen zu kämpfen, andere haben sich aus Solidarität mit Abstand und Maske in die Menge eingereiht. Die IG Metall hatte die Protestaktion gemeinsam mit dem Betriebsrat organisiert.
„Wir kämpfen um diesen Standort“, rief Roberto Armellini, Bevollmächtigter der IG Metall München. Die Mitarbeiter hatten Fahnen und Transparente dabei, machten mit Holzratschen Lärm und reckten „rote Karten“ in die Höhe mit der Aufschrift: „Emerson braucht Zukunft – Emerson braucht uns!“ Das sah Landrat Stefan Frey genauso. Er lud die Geschäftsführung des US-Mutterkonzerns nach Starnberg ein, um sie von dem „Top-Standort und den Top-Mitarbeitern“ zu überzeugen. Auch Weßlings Bürgermeister Michael Sturm kann den Konzern mit 255 Werken in 150 Ländern nicht verstehen. Der Gemeinderat habe 2016 sogar den Bebauungsplan für die Firma geändert. „Sie wollten verdoppeln“. Doch aus dem UInternehmen hieß es nun: „Hinsichtlich Weßling ist geplant, die Produktion mit anderen Standorten in Europa zusammenzuführen“. Langfristig wolle man dadurch die Effizienz steigern und „wettbewerbsfähig“ bleiben.
Bilder nach Amerika schicken
Um den Standort zu halten, möchte die Gewerkschaft ein Alternativkonzept zur Schließung 2023 ausarbeiten. Doch die Verhandlungen stocken. „Wir wissen gar nichts“, kritisiert Endesfelder. Ohne Daten könne jedoch kein Konzept erarbeitet werden. Für ihn sei es ein „Skandal wie die Arbeitgeber mit uns umgehen“. Die SPD-Bundestagskandidatin Carmen Wegge bezeichnete die Standortverlegung als „menschenverachtend“. Immer wieder kritisierten die Redner eine „Profitgier“ des Mutterkonzerns.
Parallel zu Weßling hatte es auch in Hasselroth (Hessen) eine Kundgebung vor dem dortigen Emerson-Werk gegeben. Das soll ebenfalls aufgegeben werden. 70 Arbeitsplätze wären davon betroffen. Die IG Metall möchte Bilder und Videos vom Protest nach Amerika schicken. Dort gibt es bereits Kontakte zu den Partnergewerkschaften, die mit ins Boot geholt wurden. „Heute war erst der Anfang hier bei Emerson in Weßling“, versicherte Armellini. Neben dem Alternativkonzept soll auch ein Freiwilligenprogramm aufgestellt werden, um Abfindungen für Mitarbeiter, die Emerson verlassen wollen, durchzusetzen. Das Unternehmen hat „offene und transparente Gespräche mit dem Betriebsrat“ versprochen und einen Sozialplan.
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