Respekt ist...
... Augenhöhe auch in aufgeheizten Zeiten
Claudia Tausend, Bundestagsabgeordnete und Vorsitzende der Münchner SPD, findet:
Respekt ist Augenhöhe. Als Bundestagsabgeordnete denke ich da an den Respekt vor anderen Meinungen. In unserem parlamentarischen System, das darauf aufgebaut ist, dass wir mit unseren politischen Konkurrenten Koalitionen bilden und Kompromisse schließen, kommen wir ohne Respekt vor dem Gegenüber, seinen Werten und Haltungen, nicht weit. Auch in politisch aufgeheizten Zeiten sollten wir das nie vergessen. Mit Diffamierungen und Lügenkampagnen kann man zwar auf sich aufmerksam machen, aber Lösungen findet man so keine.
Respekt bedeutet für mich auch Wertschätzung. Besonders hervorheben möchte ich hier den Respekt vor der Leistung von Menschen, die sich in ihrer Freizeit für ihre Mitmenschen einsetzen. Ob bei den freiwilligen Feuerwehren, den Sportvereinen, Wohlfahrtsverbänden, in der Flüchtlingshilfe, in Kirchengemeinden, bei den Tafeln – diese Menschen sind es, die durch ihre ehrenamtliche Arbeit unseren Alltag überhaupt erst möglich machen, sie machen München erst zu München. Fast jeder Dritte setzt sich uneigennützig für seine Mitmenschen ein – wenn das nicht Respekt abnötigt, was dann?
Als Vorsitzende der Münchner SPD muss ich erwähnen: Auch Politik wird größtenteils ehrenamtlich gemacht. Ob als Parteimitglied oder in Vereinen oder Bürgerinitiativen: Viele Menschen wenden viel Kraft und Zeit auf, um das politische Leben mitzugestalten und unsere Demokratie erst mit Leben zu füllen. In diesem Jahr hat München auch einige große Demonstrationen gesehen, in denen sich Bürgerinnen und Bürger friedlich und fröhlich gegen Rassismus, gegen das Polizeiaufgabengesetz und gegen Mietwucher eingesetzt haben.
Verbunden damit ist für mich auch Respekt als Anerkennung. Viele haben harte Jobs, aber gerade in den Weihnachtsfeiertagen gibt es manche, deren Arbeit noch härter ist als sonst, während wir vor dem Christbaum Geschenke auspacken. Ich denke da beispielsweise an die Rettungskräfte und die Feuerwehr, die parat stehen, wenn ein Adventskranz den Gabentisch abfackelt oder ein Silvesterböller den Dachstuhl in Brand setzt. Umso mehr haben mich die gehäuften Meldungen über Angriffe auf Rettungskräfte dieses Jahr schockiert – hier fehlt es einigen definitiv an Respekt. Nicht vergessen möchte ich auch die weniger sichtbaren Helfer von der Stadtreinigung, die nur wenige Stunden nach der großen Silvestersause dafür sorgen, dass Münchens Straßen wieder so sauber aussehen, wie wir sie kennen.
Respekt vor etwas haben, kann aber auch bedeuten, Achtung vor etwas zu haben. Als Politikerin kann einen diese manchmal ergreifen angesichts der immensen Aufgaben, die vor uns stehen: Wohnungsnot, Klimawandel, gesellschaftliche Polarisierung, die steigende Ungleichheit. Insbesondere die vorher genannten Menschen motivieren mich aber, es einfach anzupacken - so wie sie es eben auch tun.
Denn das ist Respekt schlussendlich auch: ein Vorbild für andere.
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