Karteln mit dem Boandlkramer
Eine kleine bayerische Kulturgeschichte vom Tod
Pragmatisch, unerschrocken, fast schon humorvoll und manchmal geradezu rebellisch – das Verhältnis der Bayern zum Sterben und zum Tod war schon immer besonders. Hinzu kam eine Vielzahl an Bräuchen und Traditionen, die den Übergang ins Jenseits bis ins kleinste Detail regelten. Nichts durfte dem Zufall überlassen werden, jedes Ritual musste sorgfältig befolgt werden, drohte doch sonst der Verstorbene als Aufhocker oder Nachzehrer im Dorf sein Unwesen zu treiben.
Tradition und Aberglaube
Die kleine Kulturgeschichte "Sepp, jetz geht’s dahi“ von Peter Dermühl gibt einen Überblick über das bayerische Brauchtum des Dahingehens und Ablebens. Dabei vermischen sich Traditionen mit der – zumeist katholischen – Frömmigkeit, aber auch mit Heidentum und Aberglaube. Hintergründiges zu bekannten literarischen Figuren wie dem "Brandner Kaspar" oder dem "Münchner im Himmel" illustriert dabei die besondere Sichtweise der Bayern auf alles Jenseitige. Der Autor nimmt seine Leser mit auf eine Reise in die Vergangenheit, in der der Steinkauz unter dem sprechenden Namen "Leichenhuhn" als Todesbote galt, die "Seelweiber" die Toten für den letzten Weg herrichteten und ein gestandener Bayer mit dem Boandlkramer noch um Aufschub karteln konnte.
Peter Dermühl: Sepp, jetz geht’s dahi. Eine kleine bayerische Kulturgeschichte vom Tod. Halbleinen, 120 Seiten, mit Leseband 16 Euro, ISBN 978-3-86222-267-4.
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