„Neue, innovative Transportmittel“
Verkehrsprobleme im Münchner Nordwesten stadtübergreifend lösen
Mit den klassischen Verkehrsträgern könnten die steigenden Mobilitätsbedürfnisse im Großraum München perspektivisch nicht gelöst werden. Das zumindest meint Manuel Pretzl, Vorsitzender der CSU-Stadtratsfraktion und zweiter Bürgermeister der Landeshauptstadt München. „Neue, innovative Transportmittel haben das Potential, insbesondere die schienengebundenen Verkehrsträger schnell und wirtschaftlich zu ergänzen. Nach intensiver Auseinandersetzung und Evaluation der aktuell diskutierten Techniken und Konzepte sollten die theoretischen Überlegungen nun konkret, detailliert und trassen-/ortsbezogen untersucht werden“, betont er in einem Stadtratsantrag.
Dies sei nur gemeinsam mit allen betroffenen Kommunen und unter Einbindung der relevanten Akteure möglich. Deshalb fordert Manuel Pretzl die Stadt auf, sie möge gemeinsam mit dem Landkreis Dachau, der Großen Kreisstadt Dachau sowie der Gemeinde Karlsfeld eine Machbarkeitsstudie beauftragen, um die Möglichkeiten einer Anbindung der Stadt Dachau sowie der Gemeinde Karlsfeld an den Münchner Norden durch innovative Transportmittel, wie beispielsweise einer urbanen Seilbahn oder der Neukonzeption einer Magnetschwebebahn, zu prüfen. Hierbei müssten auch mögliche neue Mobilitätsschwerpunkte, wie etwa die Mobilitätsdrehscheibe Breitenau, berücksichtiget werden.
„Pendlerzahlen steigen“
„Die Mobilitätsbeziehungen zwischen dem Münchner Norden sowie dem Landkreis Dachau werden immer intensiver“, betont Manuel Pretzl. „Die täglichen Pendlerzahlen steigen und auch andere Verkehre – Freizeit, Wirtschaft, Zulieferung – nehmen zu. Trotz bereits realisierter und geplanter Leistungssteigerungen bei den klassischen Verkehrsträgern werden neue und zusätzliche Kapazitäten und auch neue Verbindungen benötigt.“ Gerade der Münchner Norden stehe hier als stärkster Wachstumsraum in einem besonderen Fokus. Bisherige Überlegungen, insbesondere eine U-Bahn-Anbindung Karlsfelds, die Stadt-Umland-Bahn oder die Weiterführung der Straßenbahn über Moosach hinaus, seien aus vielfältigen Gründen bisher – trotz eines allseits bestätigten grundsätzlichen Bedarfs – gescheitert, technisch schwer realisierbar oder kaum finanzierbar.
Wichtige Ergänzung
„Neue, innovative Verkehrsmittel wie zum Beispiel urbane Seilbahnen oder die weiterentwickelte Magnetschwebebahn des Unternehmens Bögl stehen inzwischen zur Verfügung und haben grundsätzlich das Potential, die bisherigen Schwierigkeiten von neuen Verbindungen zwischen Dachau/Karlsfeld und dem Münchner Norden zu überwinden“, so Mauel Pretzl weiter. „Als bevölkerungswachstumsstarke Region und mit den großen Arbeitgebern im Münchner Norden sollten entsprechende Fahrgastpotentiale bestehen beziehungsweise auf diese Verbindungen gelenkt werden können.“ Bisherige Überlegungen seien von den genannten Kommunen eigenständig, allenfalls unter informatorischer Einbindung der Nachbarkommunen untersucht worden. „Dieser kleinteilige Ansatz wird weder der verkehrlichen Herausforderung noch der technischen, rechtlichen und planerischen Komplexität gerecht. Die Prüfung neuer, innovativer Transportmittel ist daher eine wichtige Ergänzung aller ‚konventionellen‘ Verkehrsüberlegungen.“
„Ist denn schon wieder April?“
Etwas anders sieht man die Vorschläge des 2. Bürgermeisters der Landeshauptstadt in der SPD. „Ist denn schon wieder April, habe ich gedacht, als ich die neuesten Anträge der CSU auf den Tisch bekommen habe“, meint Franz Trinkl, Mitglied der SPD-Fraktion im Gemeinderat Karlsfeld. „Sie möchte städteübergreifend innovative Verkehrsmittel wie eine urbane Seilbahn untersuchen lassen. Das soll der Ausweg aus der Verkehrsmisere sein! Aber eine eigene Busspur? Da wagt man sich lieber nicht dran. Der Autofahrer könnte böse sein. Dann lieber oben drüber.“
„Stadt-Umland-Bahn“
Er habe nichts gegen Innovation, vielfach würden Seilbahnen auch im Straßenverkehr zeigen, was sie können. Nach Ansicht von Franz Trinkl gehe es dann aber eher darum, gewisse Hindernisse wie etwa Flüsse, zu überwinden. „Die Kosten für einen Kilometer der neuen Magnetschwebebahn schätzt die Firma Bögl auf 50 Millionen Euro. Das reicht für grob 50.000 Jahreskarten für den MVV“, erklärt der Vorsitzende der SPD-Gemeinderatsfraktion weiter. „Städteübergreifend hatten wir auch das schon mal. Der MVV und die Stadt München sowie die Umlandgemeinden hatten eine Stadt-Umland-Bahn konzipiert und eine Machbarkeitsstudie erstellt. Die Pilotstrecke, manche erinnern sich, sollte von Dachau über Karlsfeld nach München Ost gehen.“
Langfristiges Ziel
Dieses „zukunftsweisende Projekt“ sei damals auch unter Mitwirkung des damaligen Dachauer Landrats Hansjörg Christmann 2004 beerdigt worden. „Und dennoch: ‚Das langfristige Ziel aller Beteiligten bleibt weiterhin die Option auf eine Stadt-Umland-Bahn.‘ Zu lesen auf der Internetseite der Stadt München“, führt Franz Trinkl weiter aus. Und: Das Potenzial solle zuerst durch entsprechende Busangebote getestet werden. „Zugegeben, die CSU beweist hier viel Mut. Ich wünschte, sie hätte diesen Mut auch, wenn es um Busspuren und Fahrradverkehr geht. Mehr autofreier Nahverkehr geht billiger.“
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH