"HpT macht fit für Inklusion"
Das Selbstverständnis der Heilpädagogischen Tagesstätte der Aktion Sonnenschein
Überall in den Gängen Frühlingsblüten und an den Wänden Blumen-, Baum- und Dschungelbilder sowie Fotografien, die ein farbenfröhliches Lichtprojekt dokumentieren: Die Heilpädagogische Tagesstätte (HpT) der Aktion Sonnenschein feierte kürzlich mit ihren Kindern und Jugendlichen, deren Eltern und Geschwistern ein buntes Künstlerfest. Die Glücksspirale hatte das künstlerische Gestalten in der HpT großzügig unterstützt und so konnte die Künstlerin Elli Hurst und die Kunsttherapeutin Christina Kisselmann an Bord geholt werden, die mit den Kindern und Jugendlichen verschiedene Kunstprojekte umsetzten.
Phantasievolle Arbeiten
Elli Hurst stellte die Monotypie – ein Druckverfahren, bei dem mit einfachen Mitteln schöne Muster und Figuren entstehen – in den Mittelpunkt ihrer Kunstnachmittage. Christina Kisselmann realisierte ein Lichteffektprojekt, bei dem mit Taschenlampen und langer Belichtungszeit gearbeitet wurde. Das Ergebnis war ein Kaleidoskop an phantasievollen Gebilden, die die jungen Künstler mit Stolz erfüllten, und zeigte, dass Kreativität viele Facetten hat.
"Wir stellen uns vor, dass alle unsere Gäste Lust bekommen, selbst künstlerisch tätig zu werden. Deshalb haben wir unterschiedliche kreative Angebote zum Ausprobieren vorbereitet", begrüßte die stellvertretende HpT-Leitung Elfriede Dorn die Besucher. Und diese nahmen das Angebot gerne an, stellten kleine Vögel aus Wolle her, gestalteten Taschen, collagierten Keilrahmen mit bunt bedrucktem Reispapier oder ließen sich von Elli Hurst das Monotypie-Verfahren nahebringen. Dem Gestalten waren keine Grenzen gesetzt."
Wertschätzende Atmosphäre
"Auch wenn man nicht malen kann, können dabei phantasievolle Strukturen herauskommen", meinte die Künstlerin, während sie das Entstehen eines Monotypie-Druckes vorführte. "Es ist toll, was während des Prozesses passiert", erklärte sie und berichtete über die freundliche wertschätzende Atmosphäre, die unter den Kindern geherrscht habe, über viel gegenseitige Unterstützung und dass niemand den Anspruch erhob habe, besser als ein anderer zu sein. Es sei sehr spannend gewesen, die Persönlichkeiten und die teils sehr konzentrierte Arbeit zu beobachten und die Freude und den Stolz über die schönen Ergebnisse zu sehen.
Rückzugs- und Förderort
Für die 64 Kinder und Jugendlichen mit dem Förderbedarf geistige Entwicklung, die die inklusive Montessori-Schule der Aktion Sonnenschein in der Heiglhofstraße besuchen und nachmittags in der Heilpädagogischen Tagesstätte betreut werden, ist die HpT ein Rückzugsort, an dem sie sich nach ihren eigenen Möglichkeiten entwickeln können. "Eine inklusive Gesellschaft bietet allen Menschen an, als gleichwertige Mitglieder dazuzugehören. Dennoch: Nicht jede Person mit besonderem Förderbedarf kommt in gleichem Maße mit der Konfrontation, dem Wettstreit mit den Menschen ohne Handicap zurecht", schrieb die Leiterin der HpT, Gerda Lehrer, in einem Beitrag für die Festschrift anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Aktion Sonnenschein. "Wir alle wissen, wie frustrierend und ermüdend es sein kann, das Gefühl zu haben, nicht zu entsprechen oder über die eigenen Möglichkeiten hinaus leisten zu sollen."
Das Tempo anpassen
Die Heilpädagogische Tagesstätte wirkt diesen Belastungen und den daraus entstehenden Ängsten durch eine Förderung entgegen, die ganz dem einzelnen Kind und seinen Bedürfnissen angepasst ist. Man müsse sich "respektvoll an den Möglichkeiten und Wünschen der Menschen mit besonderen Bedürnissen orientieren. Sie sind schließlich diejenigen, die das Maß dieses Prozesses sein müssten, die uns das Tempo vorgeben", betonte die HpT-Leiterin in ihrem Artikel.
"HpT macht fit für Inklusion", brachte es Gerda Lehrer auf den Punkt. "Die Heilpädagogische Tagesstätte versteht sich als Einrichtung, die Selbstsicherheit in stabilem Selbstverständnis und Selbstbewusstsein entwickeln hilft. Je besser dies gelingt, umso größer sind die Chancen für die von uns betreuten Kinder und Jugendlichen, an der Gesellschaft teilzuhaben und in ihr ihren Platz zu finden."
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