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Auf dem Dach landen?

Bis 14. März sind Einwendungen gegen Pläne möglich

Einem Menschen wird geholfen: Der Intensivtransporthubschrauber landet am Klinikum Großhadern. (Bild: job)

Das Staatliche Bauamt München 2 hat bei der Regierung von Oberbayern Ende Oktober 2018 einen Antrag zum Betrieb eines Dachlandeplatzes für das Universitätsklinikum Großhadern gestellt. Dieser neue Landeplatz für Rettungshubschrauber soll auf dem künftigen Herz-Lungen-Gefäß-Zentrum eingerichtet werden, welches neben dem vor vier Jahren in Betrieb genommenen OP-Zentrum entstehen soll. Er wird zusätzlich zu dem am Rande des Klinikareals bestehenden Hubschrauberlandeplatz errichtet.

Patienten werden derzeit am Hubschrauberlandeplatz hinter dem Klinikum angeliefert, dort in einen Rettungswagen umgelagert und dann entlang der Marchioninistraße ins Klinikum gefahren. Bei Notfällen ist dies fast immer der 2015 in Betrieb genommene Schockraum im OPZ (Operationszentrum). „Im Hinblick auf eine optimale medizinische Versorgung schwerstverletzter und kranker Patienten (Polytrauma, Schlaganfall, akutes Koronarsyndrom, Sepsis, Multiorganversagen, perinatale Versorgung, etc.) ist dieser Transport aus medizinischer Sicht ein kritischer Zustand“, erklärt das Bauamt die Notwendigkeit des neuen Hubschrauberlandesplatzes.

Der Antrag kann mit den ergänzenden Gutachten und Plänen noch bis Donnerstag, 28. Februar, beim Referat für Stadtplanung und Bauordnung der LHM (Blumenstraße 28 b) und hier im Internet eingesehen werden.

Einwendungen gegen den Antrag können bis Donnerstag, 14. März, u.a. bei der Regierung von Oberbayern, Luftamt Südbayern, Heßstraße 130, 80797 München, schriftlich erhoben werden.

 

Manche fürchten mehr Lärm

Manche Haderner Bürger fürchten eine Zunahme des Lärms, Gesundheitsschäden und Wertverlust ihrer Immobilien durch den geplanten Landeplatz. Der neue Landeplatz benötigt einen weiteren Korridor, in dem die Helikopter an- und abfliegen. Während im Westen weitgehend der bestehende Korridor zum bisherigen Landeplatz mitgenutzt wird, ist im Osten eine neue Route vorgesehen. Dies erstreckt sich auch über bewohntem Gebiet am Klinikum – betroffen ist hier vor allem ein gut 800 Meter langer Abschnitt, der weitestgehend über der Heiglhofstraße (zwischen TSV Großhadern und Wertstoffhof) liegt.

Das zum Antrag gehörende Lärmgutachten hält in den verkehrsreichsten sechs Monaten das Jahr 2028 insgesamt 1.175 Landungen auf oder Starts vom Dachlandeplatz mit Patienten an Bord für möglich (falls sich die Einsatzzahlen in den kommenden neun Jahren mit dem gleichen Trend entwickeln wie in den vergangenen neun). Noch einmal so viele Starts und Landungen wären nötig, wenn der Hubschrauber nach jeder Dachlandung zum „Parken“ auf den alten Bodenlandeplatz weiter muss bzw. immer von dort aufsteigt, ehe er Patienten vom Dach abholt. Nur ein Drittel aller Flüge dürfte die neue Route im Osten des Klinikums benutzen (das hat mit der vorherrschenden Windrichtung zu tun, die für Landungen und Starts ausschlaggebend ist).

Zum Vergleich: 2017 wurden in den verkehrsreichsten sechs Monaten 1.578 Starts und Landungen gezählt.

Wird die Gesundheit bewusst gefährdet ?

Den betroffenen Bürgern geht es nicht um die Verhinderung von Rettungsflügen sondern, um eine nicht ansteigende Lärmbelästigung, vor allem in der Nacht“, schreibt Claus Broja, der die private Internetseite keine-neue-flugschneise.de verantwortet. „Die mögliche gesundheitliche Schädigung der betroffenen Bürgern wird laut Lärmgutachten bewusst in kauf genommen“, behauptet er.

Das Lärmgutachten sieht indes keine Maximalpegel erreicht, die gesundheitsgefährdend wären: „Das Erreichen der kritischen Toleranzwerte (ist) schon außen nicht zu erwarten und die Werte innerhalb von Gebäuden (werden) auch bei in Kippstellung geöffneten Fenstern deutlich unterschritten“, heißt es dort.

Wie laut sind 55 Dezibel?

Die Landeplatzgegner fürchten, man werde wegen der Rettungshubschrauber künftig „ Keine Nacht mehr durchschlafen“, heißt es bei Broja. Weniger dramatisch schätzen die Lärmgutachter die Folgen ein: Es könne nachts der Pegel von 55 db(A) erreicht werden, bei dem für einige Sekunden Gespräche im Haus gestört werden oder man des Nachts aufwachen könne. 55 db(A) gilt als die Lautstärke eines normalen Gesprächs.

Sind die Prognosen „moderat“ oder „konservativ“?

Das Lärmgutachten rechnet für die einsatzstarken sechs Monate des Jahres 2028 damit, dass wie heute etwa jeder fünfte Flug nachts (zwischen 22 und 6 Uhr) stattfinde. Das wären im Schnitt 2,5 Starts oder Landungen pro Nacht (also etwas mehr als ein Einsatz).

„Die im Lärmgutachten angegebenen Anzahl der Hubschrauberflüge sind moderat angegeben“, glaubt Broja. Er behauptet: „Es wird nicht mit allen Hubschraubern in der Zukunft gerechnet, die wirklich anfliegen werden.“

Das Lärmgutachten hingegen nennt seine Prognosen und Zahlen „konservativ“. Das heißt, es wird z.B. beim Schallschutz von Gebäuden mit deutlich weniger Effizenz gerechnet als technisch umsetzbar ist. Weil die verwendeten DIN-Daten mehr Flugzeuge als Hubschrauber einbeziehen, würden die Lärmwerte für künftige Haderner Hubschrauberflüge, mit denen das Gutachten arbeitet, sogar „in der Regel zu hoch“ ausfallen.

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