Wie lange Handy, PC und Co.?
Arbeitskreis Schule-Wirtschaft empfiehlt Bildschirmzeiten
Es gibt wohl keine Familie, in der die Mediennutzung nicht ein dauerndes Streitthema ist. Wie lange der Nachwuchs an Handy, Computer, Fernseher und Spielkonsole sitzen darf, dafür existierten bisher keine konkreten Empfehlungen, hatte Jürgen Biffar, Vorstand des Arbeitskreises Schule-Wirtschaft des Germeringer Wirtschaftsverbands festgestellt. „Was wir bei unseren Recherchen gefunden haben, war uneinheitlich, oft sehr komplex und schwer zu verstehen“. Während man früher lediglich für das Fernsehen feste Stundenempfehlungen benötigt hatte, ist es heute angesichts der vielen unterschiedlichen digitalen Medien und Nutzungsformen komplexer geworden. Diese beinhalten nämlich neben dem Spielen und dem Filme schauen auch Kommunikation über Chatfunktionen sowie Filme machen und Fotografieren.
„Dann erarbeiten wir die Empfehlungen eben selbst“, lautete die Folgerung. Eine „Task Force Mediennutzung“ hat nun einen Flyer erarbeitet mit Tipps wie lange die Kinder, in welchem Alter und außerhalb der Schule Medien nutzen könnten. Neben der Konrektorin der Kerschensteiner Mittelschule, Claudia Wagenführer, sind Elternbeirätinnen des Max-Born-Gymnasiums, Michaela Wienke und Uta Dresch sowie Thomas Geiger und Guido Grotz (Digitale Schule Fürstenfeldbruck) beteiligt gewesen.
Möglichst einfach und übersichtlich sollte das Handout werden. Herausgekommen ist ein beidseitig bedruckter DIN A 4 Flyer, den man perfekt an die „Familienpinwand“ heften und der bei der Diskussion mit den Kindern helfen könne, so Biffar. „In den ersten beiden Schuljahren sollen Kinder noch keine eigenen Geräte besitzen“, lautet beipielsweie eine Empfehlung. Wenn schon Handy, dann sollte es ein „einfaches Mobiltelefon“ sein. Was die Mediennutzung betrifft, so sollte sie eine Stunde am Tag nicht überschreiten. Von der Schule angeordnete oder von Eltern ausgewählte Anwendungen zählen nicht dazu. Ab der achten bis zur zehnten Klasse sollte ein Kind ein Wochenkontingent an Bildschirmzeiten bekommen, das es selbst verwalten kann.
Online-Umfrage bei 400 Eltern
Insgesamt sollte ein Jugendlicher nicht mehr als 21 Stunden in der Woche online sein, davon sollten nicht mehr als 14 Stunden pro Woche gespielt oder Filme geschaut werden. Mit der restlichen Zeit könnten Kommunikationstools wie die bei den Jugendlichen besonders beliebten Plattformen WhatsApp, Instagram, Snapchat und Tik Tok genutzt werden können. Dabei sollten die Eltern immer darauf achten, ob sich ein Kind genügend an der frischen Luft oder beim Sport bewegt, die Noten in der Schule passen und soziale Kontakte in der echten Welt nicht vernachlässigt werden. „Bei schlechten Noten oder geringer Bewegung soll die Mediennutzung zusätzlich eingeschränkt werden“, lautet der Ratschlag.
Auf dem Flyer finden Eltern auch interessante Links, die Informationen zum Thema digitale Mediennutzung geben. Um die empfohlenen Nutzungszeiten festzulegen, hat der Arbeitskreis eine Online-Umfrage bei den Eltern verschiedener Schularten im Landkreis gestartet. 400 Eltern hatten geantwortet, „Für eine Umfrage ist das phänomenal“, freute sich Guido Grotz. Anhand der Ergebnisse wurden die Vorschläge angepasst.
Der Flyer kann von Elternbeiräten beim Wirtschaftsverband (info@wirtschaftsverband-germering.de) in gedruckter Fassung bestellt werden. „Beim ersten Elternabend im neuen Schuljahr könnte er dann verteilt werden“, überlegte Biffar. Außerdem kann der Flyer heruntergeladen werden (www.wir-sind-germering.de oder www.digitale-schule-ffb.de). Bereits jetzt sei die Resonanz überwältigend, freute sich Thomas Geiger. „Wir haben Anfragen aus anderen Landkreisen, damit hätten wir gar nicht gerechnet“. Der Inhalt des Flyers ist übrigens nicht in Stein gemeißelt. „Wir wollen ihn jährlich überprüfen“, versprach Biffar.
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