Wald im Klimawandel
Wanderung zu Fichten, Tannen, Ahorn und Co.
Den Klimawandel kann man auch in Germering erkennen: Mit Borkenkäfern befallene Fichten, abgestorbene Kronen bei Eschen, aber auch neue Pflanzen, die für die kommenden warmen Zeiten besser gerüstet sind, bekamen die Teilnehmer einer Waldführung zu sehen. Der Förderverein für Heimatpflege hatte dazu eingeladen. Die Teilnehmer hatten sich im Vorfeld bereits theoretisch mit dem Thema auseinander gesetzt. Der ehemalige Leiter des Forstamts Fürstenfeldbruck, Hans-Jürgen Gulder, hatte über „die Germeringer Wälder im Klimawandel“ referiert und leitete auch die Waldführung.
Mehr als 30 Teilnehmer fanden sich am Parkplatz des Erholungsgebiets Germeringer See ein. Von da aus ging es zu einem mit Eschen bepflanzten Waldstück. Deutlich sah man absterbende Triebe und Kronen. Das Eschentriebsterben werde durch einen aus Ostasien durch den Seehandel eingeschleppten Pilz verursacht. Die bedrohliche Baumkrankheit trat in Germering erstmals im Jahr 2007 auf, wusste Gulder.
Wald vor Wild
Traurig sah auch das Waldstück aus, bei dem der Altbestand an Fichten den schweren Stürmen und anschließend dem Borkenkäfer zum Opfer gefallen waren. Mittlerweile wurde hier aufgeforstet und die jungen Pflanzen eingezäunt, um sie vor hungrigen Rehwild zu schützen. Sinnvoller wäre es den Rehwildbestand einzudämmen, mahnte Gulder. Schließlich würden Umzäunung, die Instandhaltung des Zauns und dessen spätere Entsorgung die Waldbesitzer mit rund zehn Euro pro Meter belasten.
Der geschädigte Wald verdeutlichte augenfällig die zunehmenden Probleme, die die kälteliebende Fichte in Zeiten des Klimawandels hat. Die rasant zunehmende Jahresdurchschnittstemperatur seit den 1990-er Jahren und extrem heiße und trockene Sommer setzen dem „Brotbaum“ der bayerischen Forstwirtschaft enorm zu und erfordern neue Waldbaustrategien mit klimatoleranten Laubmischwäldern, erklärte der Waldexperte.
Aber nicht überall gibt es nur kaputte oder sterbende Bäume. In schönem Grün präsentierten sich die Hainbuchen, die Gulder als charakteristische Begleiterinnen der Stieleichenwälder auf der Münchner Schotterebenen bezeichnete. Auch der circa 20 Jahre alte Bestand an Bergahorn war gesund. Bei guter Pflege könnte das Holz in 40 bis 60 Jahren „geerntet“ werden. Vorbei an den Gräben eines mittelalterlichen Burgstalls ging es zur „Orchideenwiese“, die auf dem Aushub des Germeringer Sees wächst. Auf dem wasserundurchlässigen Material habe sich eine artenreiche Feuchtwiese mit Orchideen entwickelt.
"Naturnah und kostenlos"
Höhepunkt der Waldführung war ein kleines naturbelassenes Waldstück. Der Germeringer Umweltbeirat hat hier 2004 begonnen kleine Tanne aus dem Moorenweiser Staatswald zu pflanzen. Diese Bäume können wärmeren Temperaturen und trockeneren Zeiten besser trotzen. Im Schutz von sechs mächtigen Fichten haben sich über die Jahre sechs weitere Baumsorten selbst ausgesät. Das sei ein Beispiel dafür, wie sich ein sich selbst überlassenes und von Rehverbiss geschütztes Waldstück „naturnah, kostenlos und vielversprechend entwickeln kann“, freute sich Gulder.
Den Abschluss der Führung, bildete eine einsam stehenden Kiefer. Die Fläche rund um die Kiefer musste wegen Windwurfs und Borkenkäferbefalls abgeholzt werden .
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH