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Wärme aus der Tiefe

Führung durch die Geothermieanlage Freiham

V.l.: Stefan Birle (SWM) erklärt Pascal Luginger (Klimaschutzbeauftragter der Stadt Germering) die Anlagen- und Maschinenräume der Geothermie Freiham. (Bild: pst)

Sie ist die Energiequelle der Zukunft – die Geothermie. Mit dem heißen Wasser aus den Tiefen der Erde könnte ein großer Teil des Energiebedarfs gedeckt werden. In München ist die Geothermie eine wichtige Säule des Ökostroms. Andere Kommunen wollen dem Beispiel folgen. Bei einer Führung, die Pascal Luginger, Klimaschutzbeauftragter der Stadt Germering, im Rahmen der Themenwoche „Energiewende und Klimaschutz“ veranstaltet hatte, konnten sich die Besucher vor Ort über diese nachhaltige Art der Energiegewinnung informieren.

Bereits von weitem ist das Gittersegel der Geothermie Freiham zu erkennen. Die Hülle aus Trapezblech ist nach einem Architektenwettbewerb aus optischen Gründen errichtet worden, damit das neue Stadtviertel ein Wahrzeichen erhält. Darunter verbergen sich die hohen Kamine der Anlage, erklärte Stefan Birle, Leiter Standorte dezentrale Energieerzeugung bei den Stadtwerken München (SWM). Nach einem einleitenden Vortrag ging es über Treppen in die verschiedenen Maschinenräume. Laut wummerten die Fernwärmeumwälzpumpen. Gewaltige Leitungen zogen sich durch die Räume. In einem Nebenraum lagen alte Bohrköpfe, die noch aus der Zeit der Probebohrungen stammten. Im Hauptraum der Geothermie wurden die drei riesigen Wärmetauscher, durch die das Wasser läuft, bewundert. „Der Größte ist der für das Fernwärmenetz“, erklärt Birle. „Für die eigentliche Geothermie braucht man wenig Platz“, so Birle in einem weiteren Raum. In dem gibt es sogar noch Kapazitäten für eine Erweiterung. Im Heißwasserspeicherraum bestaunten die Teilnehmer den 30 Meter hohen Behälter. „Alles ist vollautomatisiert und wird fernüberwacht“, erläuterte Birle. Dutzende von Sensoren und Messgeräte schlagen bei der kleinsten Unregelmäßigkeit an.

Wie wäre es mit "Fernkälte"?

2015 begannen die Stadtwerke München mit den Probebohrungen. Es folgten erfolgreiche Pumpversuche. Das geförderte Wasser war mit 90 Grad Celsius sogar heißer als erwartet. „Wir haben ein Riesenglück“, so Birle. In Freiham wird seit 2016 heißes Wasser aus rund 2.500 Metern Tiefe hoch gepumpt und die Wärme in das Fernwärmenetz eingespeist. „Das komplette Neubaugebiet wird geothermisch versorgt“, wusste Birle. Das abgekühlte Wasser wird zurück in die Thermalwasserschicht geleitet. Dann hat es immer noch etwa 40 bis 50 Grad Celsius. Mit moderner Technologie könnte in Zukunft noch mehr Wärme entzogen werden. Es gibt sogar die Überlegung an heißen Tagen „Fernkälte“, also kaltes Wasser, an die Kunden zu schicken. Auf dem Gelände an der Bodenseestraße steht ein großer Batteriespeicher. Es ist ein Forschungsprojekt, „er arbeitet noch nicht wirtschaftlich“, so Birle.

Auch für Germering ist Geothermie eine Option, so Luginger. „Hier könnte das Tiefenwasser schätzungsweise 85 Grad haben“. Der Klimaschutzbeauftragte hat am Germeringer Energienutzungsplan mitgearbeitet, das regenerative Energiepotenziale aufzeigt wie Tiefengeothermie, den Ausbau des Nah- und Fernwärmenetzes, Elektromobilität, ein Niedertemperaturnetz und ein Energiemonitoringkonzept.

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