Verlegerin als Praktikantin
"Woche des unabhängigen Buchhandels" im LeseZeichen
Die Buchhandlung „LeseZeichen“ beschäftigt zwar regelmäßig Praktikanten, aber bei Julia Eisele handelte es sich nicht um eine Schülerin oder einen Schüler, sondern um eine echte Verlegerin. Im Rahmen der Woche des unabhängigen Buchhandels (WUB) hatte sich Julia Eisele einen Nachmittag lang zum Dienst im Germeringer Buchladen eingefunden. „Neben unabhängigen Buchhandlungen sorgen auch unabhängige Verlage für die tolle Vielfalt in unserer Buchhandelslandschaft“, erklärten die Buchhändlerinnen Katrin Schmitt und Helen Hoff ihre ungewöhnliche Aktion.
Helen Hoff gab der Münchnerin, die einen Nachmittag lang "ganz nah an den Kunden" arbeiten wollte, ein paar Tipps und dann ging es auch schon los. Eine Kiste mit Büchern musste einsortiert werden. Gar nicht so einfach, denn die Regale und Verkaufstische waren bereits mit Büchern und Dekorationen gut gefüllt und alles musste erst ein wenig umgeschichtet werden. Das erste Verkaufsgespräch war dafür gleich ein Erfolg. Eine Kundin suchte ein Wörterbuch. In einem anderen Regal zeigte Eisele auf ein paar Bücher, die aus ihrem Verlag stammen, denn normalerweise sucht Eisele nicht nach Büchern, sondern nach Autoren, deren Werke sie dann in ihrem Verlag herausbringt. „Es sind ungefähr acht Bücher im Jahr“, erklärt Eisele. Seit 20 Jahren arbeitete die studierte Germanistin bereits im Verlagswesen, bevor sie sich vor drei Jahren selbstständig gemacht hat. Ihre Autoren findet sie über Literaturagenten oder auf der Frankfurter Buchmesse. "Ich bin gut vernetzt". Es sind Werke „abseits vom Mainstream“, so Eisele. Die Bücher werden individuell und aufwändig hergestellt. Ein Grafiker gestaltet den Umschlag, für ein Vorwort hat sie beispielsweise Elke Heidenreich gewinnen können und dann organisiert sie Lesungen ihrer Autoren. Auch in Germering sind ihre Autoren bereits aufgetreten.
Tipps für Autoren
Und wie schafft man es im Buchhandel als Autor zu überzeugen? Am wichtigsten sei es seinen eigenen Stil zu finden, verrät Eisele. Daneben müsse man das Schreiben auch als Handwerk beherrschen. Sinnvoll sei es sich thematisch am Markt zu orientieren, „dabei sollte man herausfinden, was gelesen wird, was Erfolg hat und warum“. Ihren Schritt in die Selbstständigkeit hat Eisele nie bereut. Lange habe sie sich das überlegt, aber sei schließlich zu der Erkenntnis gekommen, „wenn man nichts wagt, dann bedeutet das Stillstand“.
Den "Großen" Paroli bieten
Die Woche der unabhängigen Buchhandlungen hat bundesweit vom 2. bis 9. November stattgefunden. In dieser Woche wollen die „kleinen“ Buchhandlungen den großen Konzernen öffentlich Paroli bieten und zeigen, dass sie durch persönliche Beratung, Kundennähe, ihre besonderen Sortimente und den vielen Aktionen unverzichtbar für die Region sind. Unabhängige, inhabergeführte Buchhandlungen haben in Deutschland Tradition. Darauf machen sie seit 2014 im Rahmen der „WUB“ mit vielen Veranstaltungen aufmerksam.
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