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Selbsthilfe startet durch

Neue Gruppen sollen in der "Insel" entstehen

Wollen neuen Schwung in die Selbsthilfe bringen, v.l.: Monique Braun, Bianca Wallenta und Susann Deuschle. (Bild: pst)

Manche Vorurteile halten sich hartnäckig, haben aber nichts mit der Realität zu tun. Zum Beispiel, dass „man in Selbsthilfegruppen wie ein Trauerkloß herumsitzt“, weist Susann Deuschle, die neue Leiterin der Selbsthilfekontaktstelle in der Germeringer Insel, ein gängiges Vorurteil zurück. Natürlich werde in Selbsthilfegruppen über ernste Themen gesprochen, „es herrscht aber auch Leichtigkeit und viel Humor“.

Seit 25 Jahren gibt es die Selbsthilfekontaktstelle in Germering. Nach Aufhebung der Kontaktverbote wegen Corona soll wieder neuer Schwung in die Selbsthilfe kommen. Bei einem Pressegespräch stellten die beiden „Neuen“ in der Germeringer Insel ihre Ideen vor. Es ist Susann Deuschle, die das Amt der Koordinatorin der Selbsthilfekontaktstelle von Monique Braun übernommen hat und Bianca Wallenta, die neue Leiterin der Germeringer Insel. Die 42-Jährige hat im Mai das Amt von Anita Schindler übernommen, die nach 26 Jahren aufgehört hat. Braun hat sich mehr als 25 Jahre lang in der Selbsthilfe engagiert und geht ebenfalls in den Ruhestand.

Die Coronarestriktionen hätten die Selbsthilfegruppen schwer getroffen, bedauerte Deuschle. Manche Gruppen hätten sich zwar draußen beim Spaziergang getroffen oder mittels Telefon Kontakt gehalten, „aber die Gruppendynamik hat gefehlt“. Viele Probleme hätten sich deswegen ausgeweitet. Einsamkeit sei ein „Nährboden für Depressionen gewesen“, so Deuschle. Die bestehende Depressions-Gruppe sei voll, eine zweite kann gegründet werden, sobald eine Gruppenleitung gefunden ist. Voraussetzung ist die eigene Betroffenheit. „Als Betroffener weiß man wie man sich mit einer Krankheit in der Praxis fühlt. Das weiß kein Arzt und kein Therapeut“.

Long-Covid-Gruppe geplant

Auch könnten von Corona-Betroffene neue Selbsthilfegruppen gründen. „Es gibt sicher einen Bedarf für Long-Covid“, vermutet Deuschle. Auch von Homeoffice und -schooling ausgelaugte Eltern könnten sich gegenseitige Unterstützung geben. „Es tut gut sich mal alles von der Seele zu reden und nicht immer den Freundeskreis und die Familie mit dem Thema zu belasten“.

Die Initiative für die Selbthilfekontaktstelle stammte von Monique Braun. Sie hatte 1995 zu einer Podiumsdiskussion über den Sinn von Selbsthilfegruppen eingeladen. Daraufhin beschloss die Stadt Germering die bestehenden zwölf Selbsthilfegruppen zu vernetzen und ihnen bei der Germeringer Insel einen Treffpunkt zu bieten. Seit dem treffen sich die Leiterinnen und Leiter der Gruppen regelmäßig zu einem Erfahrungsaustausch. Seminare, Fortbildungen und Veranstaltungen, Infostände und Öffentlichkeitsarbeit wurden durchgeführt. „Seitdem ist die Germeringer Insel Anlaufstelle für die Selbsthilfegruppen und Interessenten“, freut sich Braun. Zu den besten Zeiten hätte es in Germering 25 Gruppen gegeben. Heute sind es etwa 15. Das Spektrum reicht dabei von Sucht über Burn-Out bis zu Krebs, Rheuma, Tinnitus und Adipositas. „Wir freuen uns über jede Anfrage“, betonte Deuschle.

Damit eine Gruppe Sinn macht, sollten etwa fünf bis sieben Teilnehmer gefunden werden. Die Selbsthilfekontaktstelle steht bereit, um den Gruppen bei der Gründung zu helfen, sie gewährt finanzielle Unterstützung, infomiert über die neuesten rechtlichen Vorgaben und vermittelt bei Konflikten.

Die Selbsthilfekontaktsstelle findet man bei der Germeringer Insel in der Planegger Straße 9. Interessenten an Selbsthilfegruppen können sich per E-Mail an deuschle@germeringerinsel.de wenden. Telefon: 089 8 40 53 58.

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