"Seele des Roßstalls"
Walter-Kolbenhoff-Preis und Kulturförderpreise verliehen
Für ihr außergewöhnliches kulturelles Engagement wurden Irma Wachter und Willi Hörmann mit dem Walter-Kolbenhoff-Preis der Stadt Germering ausgezeichnet. Der Preis ist mit 3.000 Euro dotiert und wird zwischen den Schauspielern aufgeteilt. In der feierlichen Veranstaltung im Orlandosaal der Stadthalle wurden außerdem vier Kulturförderpreise an Gruppen und Personen für hervorragendes Schaffen im Bereich Kunst verliehen. Die Ehrengäste erwartete ein kurzweiliger Abend, denn alle Preisträger stellten sich mit kleinen Beiträgen vor.
Die Schauspielerin Irma Wachter und der Schauspieler, Regisseur und Intendant Willi Hörmann haben jahrzehntelang das Roßstall-Theater geprägt. „Man kann sie als Urgesteine der Germeringer Laienbühne an der Augsburger Straße bezeichnen“, lobte Oberbürgermeister Andreas Haas. Irma Wachter habe in 25 Stücken mitgespielt. Sie sei als „Garant für erstklassiges Theater und gelungene Unterhaltung bekannt“.
Willi Hörmann, „Seele des Roßstalls“, stand fast drei Jahrzehnte lang als Schauspieler auf der Roßstall-Bühne, oft an der Seite von Irma Wachter. Außerdem hatte er 2007 die Aufgaben des Intendanten und Regisseurs übernommen und half beim Bau der Bühnenbilder mit. Für die beiden Inszenierungen im Jahr seien jeweils drei Monate Probezeit sowie drei bis vier Monate Spielzeit einzuplanen gewesen, „eine wirklich enorme Leistung“, so Haas.
Opernarie und Indie-Pop
Bei der Festveranstaltung spielten die beiden eine Szene aus dem Stück „Carol und Ralph“, mit dem sie bereits 2011 im Roßstall brillierten. Es gab lang anhaltenden Applaus und den Wunsch noch mehr zu sehen.
Mit der Arie „Qui la voce“ aus Bellinis Oper „I Puritani“ und „Ch'il bel sogno“ aus Puccinis Oper „La Rondine“ bewies die Sopranistin Irina Firouzi mit ihrer raumfüllenden warmen Stimme und den klaren Koloraturen, das einer der mit jeweils 1.000 Euro dotierten Kulturförderpreise zu recht an sie gegangen ist. Die junge Germeringer Sopranistin strebt eine Karriere als Opernsängerin an. Neben ihrer Konzerttätigkeit unterrichtet sie Gesang und ist Chorleiterin der katholischen Pfarrei St. Markus in Neuaubing.
Daniel Mihaila hat sich der modernen Kunst verschrieben. Der Schwerpunkt des Installationskünstlers und Studenten der Medieninformatik liegt bei Videoinstallationen, die er mit selbstkomponierter Musik untermalt. „Daniel Mihailas Kompositionen und Einspielungen sind wichtiger Bestandteil seiner äußerst aufwendigen audiovisuellen Live-Shows“, sagte Haas. Wie komplex die Materie ist, bewies Mihaila in einem kleinen Videofilm.
Auch die Jugendbegegnungsstätte „Cordobar“ wurde ausgezeichnet. Generationen von Jugendlichen haben hier in einem der drei Probenräumen mit ihren Bands geübt oder ihre Musik im Tonstudio aufgenommen. Bekannteste Musiker, die ihre ersten Schritte in der Jugendbegegnungsstätte gemacht haben, sind die „Sportfreunde Stiller“. „Aktuell werden die Räume von 28 Musikern, von sieben Bands und einem Singer-Songwriter genutzt“, freute sich Haas. Erwin Zißelsberger, Leiter des Jugendzentrums, und sein Team veranstalten von September bis Mai nahezu jeden Freitag ein Hauskonzert. Im Orlandosaal spielte Clemens Techmer von der Band „Marvpaul“ begleitet von Matthias Kruse deutschen Indie-Pop.
Seit Jahren schaffen die Schüler der Metallwerkstatt der Eugen-Papst-Schule unter Leitung von Werklehrer Oliver Beran Kunstwerke für den öffentlichen Raum. In einer Power-Präsentation zeigten die Schüler die Bandbreite, die von dem überdimensional großen Betonwürfel im Rathauspark, über das Rosenrankgitter bis zu den Graffitis in der Stadthallentiefgarage reicht. Jüngstes Kunstwerk sind die öffentlichen Bücherschränke im Rathauspark und beim Zenja. Für die musikalische Umrahmung des Abends sorgte die Stadtkapelle Germering.
Der Germeringer Kulturpreis ist nach dem Schriftsteller Walter Kolbenhoff benannt. Das Germeringer Mitglied der Gruppe 47 hatte nach dem Ende der Nazi-Zeit einen literarischen Neuanfang vollzogen. 1983 erhielt er den Germeringer Kulturpreis. Um sein Lebenswerk zu würdigen, wurde eine Straße in Harthaus nach ihm und der Kulturpreis in „Walter-Kolbenhoff-Preis“ benannt.
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH