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Rubrik: Gesamt · Ort: fuenfseenland
Pilgern gegen den Brexit
Claudia Zeiske wandert 1.800 Kilometer
Fast 1.800 Kilometer misst die Pilgerreise, die Claudia Zeiske Mitte August begonnen hat. Die Kuratorin und Leiterin der britischen Kunst-Organisation Deveron Projects unternimmt den Marsch von Huntly im Norden Schottlands zu ihrem Geburtsort Germering, um für europäische Werte zu werben und darauf aufmerksam zu machen, welche sozialen, kulturellen und politischen Themen seit dem Brexit-Votum in ihrer Wahlheimat aufgekommen sind. "Pathport" hat sie ihren Kunst-Lauf übertitelt. Auf der Strecke hatte Zeiske ausreichend Zeit, um über die Auswirkungen des Brexit nachzudenken.
Deutsche Staatsbürgerschaft behalten
Seit über 25 Jahren ist Zeiske mit einem Briten verheiratet. Ihre drei Kinder besitzen zwar die britische Staatsbürgerschaft, doch die Mutter hat ihre deutsche Staatsbürgerschaft behalten und bewahrt enge Verbindungen zu ihrem Heimatland und Unterpfaffenhofen. Hier lebt immerhin Zeiskes Mutter.
Im Juni 2016 hatten sich die Briten für den Austritt aus der Europäischen Union, den Brexit, entschieden. "Ich werde nicht auf die Phasen des Kummers, Ärgers oder der Verunsicherung eingehen, die diese Entscheidung mir und meiner Familie bereitet hat", erklärte sie. Auf ihrer Pilgerreise habe sie sich den Fragen "was bedeutet Zuhause beziehungsweise was wird Zuhause bedeuten", gestellt. ,,Fragen der Nationalität, Zugehörigkeit und der Wurzeln, welche seit zwei Generationen versteckt zu sein schienen, sind nun plötzlich wieder aufgekommen und zugleich sehr persönlich geworden”, berichtete Zeiske. Seit dem Referendum haben sich viele soziale, kulturelle und politische Themen ergeben.
Euopäer in einem europäischen Land
So beträfen die Auswirkungen des Brexit-Votums nicht nur die große Anzahl der EU-Bürger, die seit vielen Jahren im Vereinigten Königreich lebten und für die Staatsangehörigkeit vor dem 23. Juni 2016 niemals ein Thema gewesen war. "Sie waren Europäer, die in einem europäischen Land lebten." Auf der Wanderung hatte sich Zeiske mit ihren Sorgen auseinander gesetzt: “Im Gegensatz zu vielen anderen ist es mir momentan erlaubt, mich frei und privilegiert mit ausreichend Geld und einem europäischen Pass in meiner Tasche zu bewegen, doch wie lange wird dieser Zustand noch andauern?”
Nachdem sie durch Schottland und die Niederlande gewandert ist, wanderte Zeiske durch Deutschland
bis nach Germering – dem Ende eines fast 1.800 Kilometer langen Marsches.
Claudia Zeiske, usprünglich aus München, studierte Wirtschaftswissenschaften und Sozialanthropologie
in Berlin und London. Sie hat in verschiedenen europäischen Ländern gelebt, bevor sie sich in Huntly, Schottland niedergelassen hatte und die vielfach anerkannte Kunst-Organisation Deveron Projects gegründet hat.
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