Literatur aus dem Wasserboiler
Zwei besondere Schränke: "Leseeule" und "Bücher-Ei" eröffnet
Jetzt gibt es auch in Germering „offene Bücherschränke“, die zum Tausch von gut erhaltenen Büchern einladen. Zehn Schüler der Eugen-Papst-Schule haben gemeinsam mit Oliver Beran in der Metallwerkstatt der Schule eine „Leseeule“ im Rathauspark und ein „Bücher-Ei“ vor der Grünfläche des Zenja-Mehrgenerationenhauses geschaffen.
Nicht nur der wechselnde Inhalt der Boxen stehe ganz im Zeichen der Nachhaltigkeit, sondern auch die verwendeten Materialien, lobte Oberbürgermeister Andreas Haas bei der Einweihung. Die Boxen waren ursprünglich nämlich alte Metallkessel und Wasserboiler. Beran und seine Schüler haben den Objekten vom Schrottplatz im Sinne von „Upcycling“ ihr neues Aussehen verliehen. Ein Jahr lang hat die Metallwerkstatt gesäubert, geflext, geschweißt, gesägt und gemalt. Die Ergebnisse sind kleine Kunstwerke.
Augen aus Billardteller
Der detailreichen weißen „Leseeule“ mit den bunten fedrigen Farbakzenten, dem Kugelkopf – ein ehemaliger Ausgleichsbehälter - und den großen Augen aus Billardtellern, der Lesebrille und den angeschweißten Krallen, steht im Zenja das schwarze „Bücher-Ei“ mit seinen bunten Buchstaben und dem Solarkollektor an der Spitze entgegen. „In der Nacht wird er von innen erleuchtet“, erklärte Beran, dessen Schüler schon viele Objekte im öffentlichen Raum gestaltet haben.
Die Türen der Bücherboxen haben transparente Plexiglas-Fenster, durch die man die Regalbretter mit den Büchern sehen kann. Die Erstausstattung hat teilweise die Stadtbücherei geliefert. Regelmäßig kommen aber schon Bürger vorbei, füllen den Bestand auf oder holen sich eine Lektüre. Die Auswahl ist abwechslungsreich. Das reicht von Schmökern wie „Fünfzig Jahre Urlaub“ über „Kaltduscher“ bis zum „Superweib“ oder „Endlich über 40“.
„Wir hätten ein bisschen schneller sein können“, gab Haas zu. Schließlich stammten die ersten Ideen für öffentliche Bücherschränke aus dem Jahr 2016. Zwei Jahre später hatten die Grünen im Stadtrat einen offiziellen Antrag gestellt, der einstimmig genehmigt wurde. Rund 4.000 Euro haben die stabilen Boxen gekostet. Im Preis enthalten sind neben den Material- und den Entstehungskosten auch das Gießen der Fundamente und der Aufbau, den der Bauhof übernommen hat.
Die ehrenamtliche Betreuung der Schränke übernimmt Stadträtin Agnes Dürr. Sie wird regelmäßig den Inhalt der Bücherboxen kontrollieren, damit nicht kaputte Bücher oder verbotene Schriften hineingestellt werden. Wie die Bücherschränke benutzt werden können, kann man unter www.germering.de/buecherschraenke im Internet nachlesen.
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