"Lange, lange nicht gesehen"
Germeringer Sänger begeistern im Amadeussaal
Die Open-Air-Atmosphäre im Bühnenhof musste an diesem Abend dem Amadeussaal weichen. Aber auch hier wurden Liegestühle aufgestellt, an den kleinen Tischchen wurden Getränke serviert und angesichts des auf das Stadthallendach prasselnden Regens war es im geschützten Saal so richtig gemütlich. Die gute Laune herrschte auch bei den Künstlern, für die es teilweise der erste Auftritt nach über einem Jahr war. Erst seit Mai konnten die Sängerinnen und Sänger des Vokalensembles der Chorgemeinschaft Unterpfaffenhofen-Germering wegen des Lockdowns wieder proben. „Jetzt wird es sich zeigen, ob das genug war“, unkte der Moderator des Chores. Die Sorgen waren unbegründet. Quer durch die Jahrhunderte und durch die Musikstile führte der Chor mit einer gesanglichen Perfektion und spielerischen Leichtigkeit unter der Leitung von Caroline Lichtinger-von Stein – das reichte vom klassischen Madrigal bis zu den Beach Boys.
„Nette Begegnung“ hieß das erste Stück. „Hallo hallo wie geht’s wie steht’s… wir haben uns lange, lange nicht gesehen…“ sang passenderweise der Chor und brachte mit diesem Stück gleich unbeschwerte Fröhlichkeit in den Saal. Nach einem Ausflug in das 17. Jahrhundert mit einer Intrada und einem Stück von Orlando di Lasso ging es in die Goldenen 20-er. „Wochenend‘ und Sonnenschein“ von den Comedian Harmonists hätte natürlich bestens für ein Open-Air bei gutem Wetter gepasst, aber im Saal wurde das Lied genauso bejubelt. Richtig international wurde es mit dem frühen amerikanischen Pop-Song „That lucky old Sun“ und dem jiddischen „Tumbalalaika“.
Der Chor schlug aber auch ernstere Töne an. „Kannst nichts machen, musste es nehmen, hat ja alles einen Grund“ sangen sie gefühlvoll beim Stück „Trag mi Wind“ und auch beim „Fein sein beinander bleiben“ und dem irischen Reisesegen „Möge die Straße“ wischte sich so mancher eine Träne aus den Augen.
E-Geige zum Durchgreifen
Anschließend hatten Marie-Josefin Melchior (Violine) und Johann Zeller (Akkordeon) vom Duo Klangzeit ihren Auftritt. Die Dirigentin des Germeringer Kammerorchesters spielt und singt nämlich auch in dieser Formation. Humorvoll und virtuos präsentierten die beiden konzertante Weltmusik vom Czardas bis zum Valse Musette. Dabei kam auch eine E-Violine zum Einsatz. Ein Instrument, das fünf statt der gewohnten vier Saiten hat und lediglich einen Rahmen ohne die Resonanzböden, so dass man sogar mit der Hand durchgreifen kann. Begeistert forderte das Publikum Zugaben, die das von Live-Auftritten ausgehungerte Duo sehr gerne spielte.
Der Sommer im Bühnenhof geht weiter. Auf dem Programm stehen am 29. Juli die „Folsom Prison Band“ mit einer Hommage an Johnny Cash und Countrymusik, am 30. Juli „Zydecon Annie & Swamp Cats“ mit New-Orleans-Sound, am 31. Juli das Ensemble Bachour mit Musik entlang der Weihrauchstraße, am 5. August kommt der Gitarrist Ricardo Volkert und Ensemble mit andalusischem Flamenco, am 6. August wird die Zeit des Wirtschaftswunders bei „Conny und die Sonntagsfahrer“ wieder lebendig. Den Abschluss machen die Zucchini Sistaz mit Songs aus den 20-er bis 60-er Jahren des vorigen Jahrhundert. Infos gibt es unter www.stadthalle-germering.de im Internet.
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