Honig aus der Stadt
Bienenvölker im Germeringer Garten
Oft sitzt Matthias Pfeiffer auf der Gartenbank und beobachtet seine Bienen. Vor drei Jahren hat der Biologe das Imkern für sich entdeckt – mitten in der Stadt Germering. „Es ist beruhigend den regen Flugbetrieb der Bienen zu beobachten“, schwärmt Pfeiffer. Seine „Mädels“ oder „Ladys“, wie er die Bienen liebevoll nennt, haben Quartier in drei selbstgebauten und mit Wabenmotiven bemalten Bienenstöcken gefunden. Überall im Garten hat er Blühpflanzen für die Bienen angepflanzt. Wenn im Frühling der Lindenbaum des Nachbars blüht, „dann summt der ganze Baum“.
Ein Freund habe ihn auf die Idee mit den Bienen gebracht. Als er dann die Annonce eines Imkers in der Zeitung gelesen hatte, in der dieser einen Stellplatz für ein Bienenvolk gesucht hatte, meldete sich Pfeiffer. „Ich hatte im Vorfeld die Nachbarn und Vermieter gefragt“, berichtete er. Niemand hatte etwas dagegen. Im Gegenteil. Für die Bienen werden mittlerweile sogar extra bienenfreundliche Blumen angepflanzt und auch die Ehefrau und die drei Töchter freuten sich über die neuen Hausgenossinnen in der Ecke des Gartens. Vor Bienenstichen habe niemand Angst. „Die Tiere sind ruhig und kommen auch nicht zum Tisch geflogen, wenn es Honigbrot gibt“, klärt Pfeiffer ein Vorurteil auf. Im Garten laufen die Kinder nicht barfuß, denn längst ist aus dem Spielrasen, aus dem Pfeiffer früher den Löwenzahn gestochen hatte, eine futterspendende Blumenwiese geworden.
Zehn Imker - zehn Meinungen
Pfeiffer nimmt sein Hobby ernst. Er meldete sich beim Gräfelfinger Imkerverein an, schloss eine Versicherung ab, hat sich eine Betriebsnummer geholt, die Bienen beim Veterinäramt angemeldet, besuchte Fortbildungen und kaufte sich Fachliteratur. Den einzig wahren Weg gebe es nämlich bei der Imkerei nicht. „Zehn Imker – zehn Meinungen“, brachte es Pfeiffer auf den Punkt. Er selbst holt sich Ratschläge von „seinem“ erfahrenen Imker, der ihm damals den ersten Bienenstock gebracht hatte.
Ein wenig Zeit muss man für die Tiere schon aufbringen. Regelmäßig kontrolliert Pfeiffer seine Bienenstöcke. Dazu zieht er sich meist einen Imkeranzug, den Schleier und Handschuhe an. „Wenn man ruhig ist, kann man auch ohne Schutzkleidung hingehen“, erklärt Pfeiffer, der ab und zu trotzdem einen Bienenstich abbekommt. „Vor allem bei Wetterwechsel sind die Bienen nervös“, erklärt er.
Der Hobbyimker schaut beispielsweise, ob in den Waben eine neue Königinnenlarve heranwächst. Für zwei Königinnen ist im Stock kein Platz – eine würde den Stock mitsamt einem Gefolge verlassen und ausschwärmen „und das möchte ich natürlich vermeiden“. Stattdessen könnte ein „Ableger“ gebildet werden und dem neuem Volk ein extra Bienenstock angeboten werden. Eine Gefahr droht auch durch die Varroa Milbe, gegen die Pfeiffer mit natürlichen Säuren vorgeht.
20 Kilo Honig pro Volk
Für die Bienen ist es heute immer schwieriger Nahrung zu finden. Früher hätten die Bauern beim Mähen blühende Streifen stehen lassen, „heute wird alles auf einem Schlag abgemäht und die Bienen haben kein Futter mehr“, bedauert Pfeiffer. Deswegen ist er der Meinung, dass man „guten Honig nur in der Stadt bekommt. Auf dem Land gibt es nurmehr Agrarwüste“.
Im Frühsommer holt Pfeiffer für die erste Ernte die Waben aus dem Bienenstock. Dann wird der Honig geschleudert. Rund 20 Kilo Honig gibt es durchschnittlich pro Volk im Jahr. Als Imker muss Pfeiffer ein „Honigbuch“ führen, in dem die Erträge aufgelistet werden.
Wer den Germeringer Frühlingshonig, den Sommer- und den Wiesenblütenhonig von Pfeiffers Bienen kaufen möchte, findet ihn in der Germeringer Buchhandlung LeseZeichen. „Im Moment ist aber alles ausverkauft“, so Pfeiffer.
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