"Gesamtsituation für Radler verschlechtert"
ADFC-Fahrradklima-Test zeigt Probleme beim Radverkehr in Germering auf
72 Prozent der Radfahrenden fühlen sich in Germering gefährdet. Dies zeigen die Ergebnisse des Fahrradklima-Tests, die der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) nun veröffentlicht hat. Drei Viertel der Befragten findet zudem, dass in letzter Zeit kaum etwas für den Radverkehr getan wurde. 73 Prozent geben an, dass die Gemeinde Falschparker auf den Radwegen großzügig duldet und zu wenig kontrolliert.
Radfahrer fühlen sich gefährdet
Die fehlende Führung der Radwege an Baustellen bemängeln 81 Prozent der Germeringer Radler. Zudem sagen 65 Prozent, dass nicht für den Radverkehr geworben wird und 59 Prozent empfinden das Radfahren in Germering als Stress. Darüber hinaus sagen 74 Prozent, dass sie sich beim Radeln auf den Radwegen unsicher fühlen. Beim Fahren im Mischverkehr mit Autos sind es ganze 78 Prozent, die sich bedrängt und behindert fühlen. 94 Prozent der Befragten geben an, dass es in der Corona-Zeit in Germering keine handfesten Signale für mehr Fahrradfreundlichkeit gegeben hat. Gleichzeitig hat die Bedeutung des Fahrrades nach Meinung von 57 Prozent der Radfahrenden während der Pandemie zugenommen. Etwas mehr als die Hälfte der Befragten hat neue Ziele in Germering und Umgebung mit dem Rad entdeckt.
„Leider hat sich die Gesamtsituation für Radler in Germering seit 2012 kontinuierlich verschlechtert und ist inzwischen auf Schulnotenniveau 4,0 gesunken“, bedauert der Ortssprecher des ADFC in Germering Michael Sigmund. „Wenn sich 72 Prozent aller Radfahrer im Verkehr gefährdet fühlen, kann man nicht von einer erfolgreichen Fahrradpolitik sprechen“, erklärt Sigmund weiter.
Hoffen auf Verbesserungen
Als besonders frustrierend empfinden es die ehrenamtlich Engagierten im ADFC, dass seit Jahren Vorschläge zur Verbesserung der Infrastruktur von Politik und Verwaltung nicht wirklich ernst genommen werden. “Wenn schon die Installation einer Luftpumpe am Bahnhof medial gewürdigt wird, ist zu klar zu erkennen, wie niedrig man sich die Messlatte legt“, fasst Sigmund zusammen. „Es bleibt zu hoffen, dass diese schlechte Bewertung 2020 nun wirklich den Tiefpunkt darstellt und die Zukunft handfeste Verbesserungen bringt. Der berühmte Silberstreif ist allerdings noch sehr schmal.“
Hintergrund der Umfrage
Der ADFC-Fahrradklima-Test ist die größte Umfrage zur Zufriedenheit der Radfahrenden weltweit. Er wird vom Fahrradclub ADFC alle zwei Jahre mit Unterstützung des Bundesverkehrsministeriums durchgeführt und fand 2020 zum neunten Mal statt. Er umfasst 27 Fragen. Bei der aktuellen Befragung wurden außerdem fünf Zusatzfragen zur Fahrrad-Situation während der Pandemie in den Städten gestellt. Zwischen September und November 2020 konnten Radfahrende ihre Meinung zum Fahrradklima in ihrer Stadt abgeben. 2020 bewerteten 138 Menschen das Fahrradklima in Germering, deutschlandweit waren es rund 230.000. Die Ergebnisse für Germering zeigen deutlichen Aufholbedarf: 74 Prozent der Radfahrenden sagen, es gibt häufig Konflikte mit Autofahrern. Mit einer Gesamtbewertung der Radverkehrssituation von 4,04 belegt Germering deutschlandweit Platz 268 von 415 in der Kategorie 20.000 bis 50.000 Einwohner. Vergleichbare Städte wie Baunatal (2,39), Meckenheim (2,65) und Westerstede (2,98) schneiden deutlich besser ab. Im Vergleich zu 2018 verschlechterte sich Germering im Fahrradklima-Ranking um 148 Plätze und eine viertel Note. Bundes- und bayernweit bleibt das Fahrradklima weiterhin unbefriedigend und wird von den Befragten im Durchschnitt mit 3,9 bewertet. In Bayern sind 167 Städte und Gemeinden in die Wertung gekommen, deutlich mehr als im Jahr 2018 (86). Sämtliche Ergebnisse des ADFC-Fahrradklima-Tests 2020 können im Internet (fahrradklima-test.adfc.de) eingesehen werden.
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