Eine Schule für 15 Berufe
Neubau in Fürstenfeldbruck eingeweiht
Mit einem feierlichen Festakt wurde der Neubau der Staatlichen Berufsschule Fürstenfeldbruck eingeweiht. Die etwa 2.400 Schülerinnen und Schüler, die vorwiegend aus den Landkreisen Fürstenfeldbruck, Starnberg, Dachau und Landsberg kommen, können jetzt auf 12.000 Quadratmetern Fläche, in modern ausgestatteten Klassenzimmern und Werkstätten Theorie und Praxis lernen. Angeboten werden 15 Berufe aus den Fachrichtungen Metall, Informatik (IT-Berufe), Elektro, Wirtschaft (kaufmännische Berufe), KFZ, Gesundheit (medizinische und zahnmedizinische Fachangestellte) und Körperpflege (Friseur), teilte Schulleiterin Andrea Reuß mit.
Der moderne Neubau mit seiner Klinkerfassade in hellen Beigetönen ersetzt die bis zu 65 Jahre alten Altbauten der Kreisberufsschule an der Hans-Sachs-Straße. „Eine Berufsschule ist mehr als Klassenzimmer und Aula“, erklärte Architekt Franz Balda. Vor allem die Werkstätten seien sehr aufwändig gewesen. Allein für die Ausstattung der Metallwerkstätten wurden 1,9 Millionen Euro verwendet. Vier der Metall- und Elektrowerkstätten sind dabei für die Fachoberschule (FOS) errichtet worden. Die Schweißerei nutzen beide Schulen. Die veranschlagten Baukosten aus dem Jahr 2015 von 44,1 Millionen Euro werden zwar nicht eingehalten werden können, es ist auch noch nicht abgerechnet und die Außenanlagen sind nicht fertig, aber Balda versicherte, dass die Erhöhung geringfügig ausfallen werde. Die drei Gebäudetrakte wurden während des laufenden Betriebs quasi „um das alte Haus“, wie es der Architekt beschrieb, erbaut. Teilweise habe es nur 90 Zentimeter Abstand zwischen dem Altbau, der anschließend abgerissen wurde und dem Neubau gegeben, erinnert er sich.
"Werkstätten sind ein Aushängeschild"
Passanten können von der Straße aus durch die Glasfront den Schülern zuschauen, wenn sie an den Fahrzeugen Fehler suchen oder Autos reparieren. Das wurde bewusst so gestaltet. „Die Werkstätten sind ein Aushängeschild der Schule“, sagte Schulleiterin Andrea Reuß. Sie sind auch ein Grund dafür, dass das System der dualen Ausbildung als „bestes Ausbildungssystem weltweit gilt“. Im Inneren der Gebäude dominieren Beton, Holz und Glas. Eichenparkett in den Obergeschossen und an den Decken, die sogenannten Sauerkrautplatten (Holzwolle-Deckenverkleidung). Dieser Baustoff habe „etwas Handwerkliches“, so Architekt Balda und passe deswegen perfekt zu einer Berufsschule. Stellvertretender Schulleiter und Projektbetreuer Harry Niederwimmer schwärmte von der Raumakustik: „Wir haben keinen Widerhall.“
Besonders gelungen findet Reuß die integrierten Fachunterrichtsräume. Hier kann an Schulbänken die Theorie und an Geräten, Maschinen oder an den PCs praktisch geübt werden. „Wir haben das größte Netzwerk im Landkreis mit über 1.000 EDV-Geräten“, so die Schulleiterin. Deswegen konnte während Corona der Schulunterricht online problemlos fortgeführt werden. Die Schule ist nämlich bereits vor der Einweihung in Betrieb gegangen.
„Jetzt kann man vernünftig arbeiten“
„Ein Traum, kein Vergleich zu früher“, schwärmte Fachoberlehrer Richard Hudec über die neue Metallwerkstatt. Seine Schüler hatten Metallteile in die Werkbänke geschraubt und bearbeiteten diese mit einer Feile. „Jetzt kann man vernünftig arbeiten“, freute sich der Lehrer über die ergonomisch gestalteten „Arbeitsinseln“ mit gutem Licht. Sebastian Metz, Fachlehrer für CNC, demonstrierte einen Co2-Wächter, mit dem die Luftqualität in den Klassen gemessen werden kann. „Den haben IT-ler, Elektriker und Metaller gemeinsam produziert“, freute er sich. Zwölf Stück dieses Designerstücks sind bereits fertig.
Mit den vier Hebebühnen, den Fahrzeugen, darunter auch ein Hybridfahrzeug und Diagnosegeräten könnte die Kfz-Werkstätte zu einem richtigen Autohaus gehören, nur dass neben den Werkzeugen die Schüler an Schultischen sitzen. Im Gesundheitsbereich liegen künstliche Arme bereit, an denen die Schüler Blutabnehmen üben können, an einem Zahnarztstuhl ist ein Plastikkopf mit beweglichem Gebiss angebracht und es gibt sogar einen eigenen Friseursalon, in dem die Schüler an Friseurpuppen verschiedene Schnitttechniken übten.
Wegen Corona wurde der Festakt für die Öffentlichkeit aufgezeichnet. Der Film ist auf dem Youtube-Kanal des Landratsamts Fürstenfeldbruck zu sehen.
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