August Wurm - Ein Leben für Natur und Poesie
Ein Gilchinger Original mit viel Herz und Verstand ist gestorben

Mit einem Blumenmeer trugen die Gilchinger den ehemaligen Gärtner August Wurm zu Grabe. (Bild: pst)
Im Altarraum der Gilchinger Vituskirche hatten seine beiden Töchter ein Bild von ihm aufgestellt, auf dem August "Gustl" Wurm unter seinem Strohhut verschmitzt hervorlächelte. Wer den Blick an die Decke der Kirche wandern ließ, bemerkte die mit zarten Pinselstrich an die Wand gemalten Pflanzen und Blüten - und wer Gustl Wurm kannte, hätte jetzt zu gerne den ehemaligen Gärtner die botanischen Bezeichnungen in lateinischer Sprache laut aufsagen gehört. August Wurm ist am 3. August mit 91 Jahren im Kreise seiner Familie in Gilching gestorben. Die Trauerfeier in der vollbesetzten Kirche war so ungewöhnlich wie der Verstorbene. Neben dem katholischen Pfarrer Franz von Lüninck hatte seine evangelische Amtskollegin Dorothea Bezzel die Predigt gehalten, eine gute Freundin der Familie. Beide erinnerten an einen ganz besonderen Menschen, auf dessen valentinesken Humor, das immense botanische und heimatkundliche Wissen, auf die unzähligen auswendig deklamierten Gedichte und auf einen Menschen mit einem großen Herz müssen die Gilchinger jetzt verzichten.
Baumschule als kleines Paradies
40 Jahre lang hat August Wurm aus dem Waldgrundstück am Steinberg ein kleines Paradies geschaffen, das er auch der Öffentlichkeit und vor allem Generationen von Gilchinger Kindern zugänglich gemacht hatte.In der Baumschule hat August Wurm seine Leidenschaften vereinen können. Hier hatte er Kuriositäten, die die Natur geschaffen hat, ausgestellt, hier lud er samstags zum „Literarischen Café“ ein und hier hatte er eine weit schwingende Baumschaukel installiert. Hier gab es aber auch die Waldbühne, auf der Theaterstücke, Konzerte und Literaturabende veranstaltet wurden. Immens war das botanische Wissen des Gärtners, dessen Leidenschaft die Rosenveredelung war. Besucher bewunderten die unzähligen sorgfältig beschrifteten Vasen mit den Kräutern und Heilpflanzen, die er als Anschauungsobjekt aufgereiht und jahrelang am Jexhof zu Maria Himmelfahrt für die Kräuterweihe ausgestellt hatte.
August Wurm stammte aus einer Gilchinger Gärtnerfamilie und hat selbst eine Gärtnerlehre in Starnberg gemacht. Sein Vater verstarb früh, so dass die Mutter die 13 Kinder alleine aufziehen musste. Der zweite Weltkrieg bedeutete eine Zäsur im Leben des tief gläubigen Verstorbenen. In dieser schweren Zeit begleiteten und trugen ihn die vielen Gedichte, die er schon als junger Mann auswendig konnte und gerne rezitierte, sowie die Gedichte, die er selber schrieb.
Der junge Gärtner entfloh einige Jahre der Enge des Dorfs Gilching. Er arbeitete als Gärtner in Finnland, England, Frankfurt und Hamburg bevor er sich wieder in Gilching niederließ und eine Familie gründete. Auch Bürgermeister Manfred Walter, den sein Stellvertreter Martin Fink in der Kirche vertrat bedauerte das Ableben des mit der Verdienstmedaille der Gemeinde ausgezeichneten Bürgers. „Die Gemeinde Gilching verliert mit ihm ein echtes Original, einen Menschen, der unglaublich positiv auf seine Mitbürger gewirkt hat“, so Walter.
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