Ab 4 Uhr unterwegs
Ein Blick hinter die Kulissen des Germeringer Bauhofs
Der Startschuss für den Winterdienst fällt gewöhnlich schon im Juli - lange vor dem ersten Frost. Dann nämlich wird das große Salzlager auf dem Gelände des Germeringer Bauhofs in der Schmiedstraße mit rund 550 Tonnen Streusalz gefüllt. Ende Oktober werden dann die schwarz-gelb markierten Schneezeichen an Straßen und Wirtschaftswegen außerhalb der Stadt gesetzt, die großen Kisten mit kostenlosem Streugut aufgestellt und die Räumfahrzeuge startklar gemacht. Als da wären: drei Lkw, zwei Großschlepper, ein Unimog, drei Schmalspurgeräteträger, drei Kleinschlepper und sechs Transporter für die Fußtrupps.
Wann sie mit gelb blinkenden Warnleuchten vom Hof rollen, entscheidet der sogenannte „Schaudienst“. „Je nach Wettervorhersage kontrolliert er regelmäßig nachts um drei Uhr die Straßenverhältnisse an verschiedenen Stellen in der Stadt und alarmiert, wenn nötig, die anderen Kollegen aus der Winterdienstgruppe“, erklärt Michael Seeholzer. Der stellvertretende Leiter des Bauhofs ist Chef der Wintertruppe. Ab vier Uhr sind dann maximal 34 Frauen und Männer, aufgeteilt in zwei Schichten, in ganz Germering im Einsatz. „In der Regel hat jedes Fahrzeug zwei feste Fahrer.“ Grund sind vor allem die unterschiedlichen Einsatzgebiete. „Die Fahrer müssen genau wissen, wo es in ihrem Bezirk Hindernisse gibt, wo der Schnee abgeladen werden oder wo es leicht zu Verwehungen kommen kann“, so Seeholzer.
Dabei verlangt allein schon das Fahren durch die winterlichen Straßen Augenmaß und höchste Konzentration. Der große Pflug beispielsweise hat eine Breite von drei Metern. Mit ihm durch zugeparkte Straßen zu steuern, ist Maßarbeit. Wird es für die großen Lkw und Schlepper unerwartet zu eng, muss Seeholzer kurzfristig umdisponieren und ein schmaleres Fahrzeug schicken.
Mit der linken Hand am Lenkrad, wird das Räumschild gleichzeitig mit der rechten per Joystick gesteuert. Doch trotz modernster Technik lässt sich dieses nicht in Sekundenschnelle anders ausrichten. Deshalb bleibt gelegentlich schon mal Schnee vor einer Ausfahrt liegen. Mit Absicht geschehe dies aber nie, betont der stellvertretende Bauhofleiter.
Auf den Gehwegen erinnert die Fahrt der Kleinschlepper ebenfalls oft an einen Slalom. Dort machen, neben den parkenden Autos, herumstehende Mülltonnen und abgestellte Fahrräder den Winterdienstlern das Leben schwer. Damit die Bushaltestellen, Fußgängerüberwege und Treppen im gesamten Stadtgebiet frei sind, starten um vier Uhr früh außerdem sechs Fußtrupps mit Schaufeln und Streugut. Ein wichtiger Job, schließlich soll auch hier niemand zu Schaden kommen.
Zu Ende ist der Winterdienst erst, wenn im Frühjahr die Gefahr von Nachtfrost vorüber, die Streugutkisten wieder eingelagert und der Splitt mit den Kehrmaschinen von den Straßen gesaugt sind. Drei Monate später geht dann alles wieder von vorne los. Der stellvertretende Bauhofleiter bestellt neues Streusalz ...
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