Von Tugend und Laster
Kluge Ausstellung in Kloster Beuerberg
Hautnah erfahren, wie das Klosterleben früher so war, und dazu jährlich eine ebenso unterhaltsame wie zum Nachdenken anregende Saisonausstellung: das bietet das vor den Toren Münchens gelegene Kloster Beuerberg, das über die A95 Ausfahrt Seeshaupt/Beuerberg bequem zu erreichen ist. „Tugendreich – Neue Zeiten. Alte Werte?“ heißt die diesjährige Ausstellung, die den Vorstellungen über das „richtige“ Verhalten im Wandel der Zeit sehr anschaulich nachgeht. Das Klosterleben fordert Keuschheit, Armut und Gehorsam, als Grundpfeiler der Gesellschaft gelten Tugenden wie Weisheit, Tapferkeit, Gerechtigkeit und Mäßigung.
Eigenes Verhalten überprüfen
Wer eine Münze in den Schlitz des nostalgischen „Tugendautomats“ wirft, dem zwinkert das lebensgroße Porträt der Klosterschwester zu, ehe der Auswurfschacht eine Papp-Plakette mit dem Tagesmotto ausspuckt. Ein schöner Einfall ist es, den Besucher entscheiden zu lassen, auf welchen Weg er sich durch die Ausstellung begeben will: Nach rechts, auf den Lehrpfad durchs Tugendreich, oder nach links, auf den Weg zum Lebensende mit letzten Gericht? „Übe Gerechtigkeit“ heißt es in einer früheren Klosterzelle, die in einen Gerichtssaal umgebaut wurde und wo man sein Urteil per Mausklick über authentische Rechtsfälle fällen darf. In Ordensgemeinschaften führte die Forderung nach Mäßigung bei den Mahlzeiten soweit, dass die Mönche und Nonnen ihre Speisen danach auswählen sollten, was ihnen am wenigsten schmeckte. Wie es mit dem eigenen Maßhalten bestellt ist, kann jeder selbst an einer mit Restbeständen der Klosterschwestern gefüllten Schrankwand überprüfen. Die Frage ist, ob man Trödelkram wie einen leeren Taschenkalender von 1984 oder allerhand Nippes-Väschen wirklich braucht oder sich davon verführen lässt, weil man gratis zugreifen darf?
Klösterlicher Speisesaal
Im Refektorium, dem Speisesaal der bis 2014 im Kloster lebenden Schwestern, warten köstliche hausgemachte Kräuterlimonaden und Kuchen auf die Besucher. Die bis zum 1. November dauernde Ausstellung ist mittwochs bis sonntags und an Feiertagen von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Wegen der geltenden Kontaktbeschränkungen sind maximal 70 Personen gleichzeitig zugelassen.
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