Verwunschenes Grundstück

In dem Film „Sommerhäuser“ ist ein kleiner Abschnitt über ein Haus in „meiner“ Franz-Zell-Straße in Herrsching enthalten. Der Film lief im vergangenen Jahr beim Filmfest München und erhielt einige Preise. Er wurde im Sommer 2016 in der Franz-Zell-Straße und Umgebung gedreht, überwiegend in einem Grundstück am See, direkt neben dem Grundstück des Architekten Franz Zell. Dieses hatte einst dem Generalgouverneur des besetzten Polens, der NS-Größe Hans Frank, gehört.
Frank wurde als Hauptkriegsverbrecher bei den Nürnberger Prozessen zum Tode verurteilt und 1946 gehängt. Sein Besitz fiel an den Bayerischen Staat. Später hatte eine nette Familie aus München das Grundstück gepachtet oder gekauft - es fiel durch seine wunderbaren Rosenbeete und Blumenrabatten auf. Wir spielten als Kinder im Sommer mit deren Kindern und unsere Mutter hat oft dort gemalt. Ich vermute, dass das Sommerhaus immer noch das gleiche ist, das auch Hans Frank und seine Frau bewohnten.
Die Regisseurin Sonja Krömer wusste von dieser Vorgeschichte nichts, wie sich in einem Filmgespräch im Seefelder Kino herausstellte - empfand aber etwas latent Bedrohliches in all dem sommerlichen Gartengrün, was
auch wichtiger Teil ihrer Familien-Geschichte aus den 1970-er Jahren ist, die sie in dem Film erzählt.

Zum Film:

Die Filmemacherin hat mit ihrem im Sommer 1976 spielenden Spielfilmdebüt einen Film gedreht, der aussieht, als blättere man in einem alten Familienalbum. Es ist die Zeit bunter, gelber oder beiger Blusen, unförmiger Jeans-Röcke, klobiger Pumps und fast farbloser Kittel. „Sommerhäuser“ ist ein Film über 1976, aber ohne Fernsehbilder, ABBA, den Tod von Ulrike Meinhof, Soweto und Seveso. Der Film spielt im Abseits, in einem großen Gemeinschaftsgarten, in dem mehrere Generationen einer Familie ihre Wochenenden, Feiertage und Ferien verbringen, verschiedene Lebensentwürfe prallen aufeinander und die Kinder erkunden das mysteriöse Nachbargrundstück, das mal verwunschen-magisch, mal fast unheimlich erscheint.