Taktgefühl

Fast alle Menschen folgen einem Takt, der ihre Zeit bestimmt. Bedeutet aber "Zeit" dasselbe für Mensch und Tier? Ein Mensch weiß, wie lange zehn Minuten sind. Misst ein Hund die Zeit ebenfalls in gefühlten Sekunden, Minuten oder Stunden?

Wir haben Marlies Bergmann, Inhaberin der Hundeschule Bergmann in Geisenbrunn gefragt, wie Hunde Zeit wahrnehmen.

Wir Menschen haben ein Gefühl dafür wie lange zehn Minuten oder eine Stunde dauert. Ist das beim Hund genauso?

Wenn es heißt, "die Oma kommt in zehn Minuten", dann ist das für den Hund völlig belanglos. Fünf Minuten, eine halbe oder zwei Stunden, das kann der Hund nicht unterscheiden.

Was heißt dann Zeit für einen Hund?

Das Fantastische an ihm ist, dass er immer wiederkehrende Ereignisse zeitlich abspeichern kann. Wenn sein Herrchen jeden Tag um die gleiche Zeit heimkommt, dann kann der Hund fünf Minuten davor, bereits erwartungsfroh an der Tür stehen. Das scheint er abzuspeichern. Ich kenne einen Hund, der steht sogar alle zwei Wochen pünktlich an der Tür, wenn die zweiwöchentliche Müllabfuhr bevorsteht. Mein Hund kennt sogar den Dienstplan seiner Lieblingspostbotin, die ihm immer Leckerli zusteckt und ist schon aufgeregt, wenn sie noch nicht einmal in Sichtweite ist.

Dann haben die Hunde wohl ihre eigene innere Uhr?

Ja, und deswegen kommen sie auch so schlecht mit der Zeitumstellung zurecht. Das dauert dann sehr lange, bis sie sich daran gewöhnt haben.

Wie sieht es mit dem Lernen aus? Brauchen die Hunde da auch eine andere Zeit als die Menschen?

Auf alle Fälle. Man sagt, dass der Hund im Durchschnitt 10.000 Wiederholungen braucht, bis ein Kommando wirklich sitzt. Der Mensch ist viel zu ungeduldig, wobei es natürlich auch auf das Kommando ankommt. "Sitz!" ist einfach. Viel schwieriger ist es, einem Hund beizubringen, nicht an der Leine zu ziehen. Da hilft nur üben, üben, üben.