5-Seend Wochenanzeiger Wir sind Ihr Wochenblatt für das Fünfseenland

Sterben in Frieden

Ausstellung informiert über Hospizarbeit

Hospizarbeit braucht mehr Öffentlichkeit, finden Wolfgang Schweiger (von links), Petra Fontana, Renate Dodell und Karl Roth. (Bild: Hauck)

Unheilbar krank. Austherapiert. Das sind Diagnosen, die Patienten und Angehörige in tiefe Verzweiflung stürzen lassen. Und doch – auch wenn keine Heilung mehr möglich ist, gibt es Hilfe: Palliativmedizin, Sterbebegleitung und Hospizdienste. Allerdings wissen viel zu wenig Menschen davon. Eine Ausstellung im Landratsamt Starnberg will Abhilfe schaffen.

„ Sterben ist immer noch ein Tabuthema“, damit eröffnete Landrat Karl Roth die Wanderausstellung „Gemeinsam gehen“. Er wünscht sich mehr Öffentlichkeit dafür, weil das Sterben aus dem Alltag verdrängt werde. „Das geht uns alle an“, pflichtete ihm Petra Fontana von der Fachstelle Senioren bei. Deswegen stehen die Schaubilder im Foyer des Landratsamts, wo täglich viele Leute passieren und hoffentlich Halt machen.

Zwei von drei Menschen wollen zuhause ihr Leben beschließen, aber 75 Prozent sterben im Krankenhaus. Für Renate Dodell ist dieses Ergebnis einer Studie ein Indiz dafür, dass viele Leute gar nicht wissen, dass es Hilfe durch die Hospizbewegung gibt – und dass diese Leistung sogar kostenlos ist. Die Vorsitzende des Hospizvereins im Pfaffenwinkel informierte darüber, wie man sich Hilfe holt. Wer Beratung und Begleitung braucht, ruft beim Hospizverein in seiner Nähe an. Zusammen mit einem Koordinator, in der Regel einer Palliativfachschwester, die nach Hause kommt, wird in einem Gespräch geklärt, welche Unterstützung notwendig ist. Haupt- und ehrenamtliche Kräfte betreuen ambulant zu Hause, in Altenheimen, Krankenhäusern und auch stationär im Hospiz. „Empfehlenswert ist eine Beratung möglichst frühzeitig“, sagte Dodell. „Am besten schon bei der Diagnosestellung.“

Rufbereitschaft an 365 Tagen

Viele Angehörige hätten Angst davor, dem Sterbenden daheim nicht genug helfen zu können und sogar etwas falsch zu machen. Hier bieten Hospizvereine eine ständige Rufbereitschaft an 365 Tagen im Jahr. „Es geht auch nachts jemand ans Telefon und wenn es notwendig ist, kommt jemand vorbei“, versicherte Dodell.

Manchmal aber ist es nicht mehr möglich, in der vertrauten Umgebung zu bleiben. Über die Palliativmedizin informierte Wolfgang Schweiger, Palliativarzt am Klinikum Starnberg.

„Seit etwa 20 Jahren ist ein effektives Netzwerk entstanden, das Todkranken mit ihren Familien bis zuletzt ein Leben in Würde und ohne Schmerzen ermöglicht“, sagte Schweiger. Seine Station hat sechs Betten. Auch die meisten anderen Krankenhäuser in der Region haben eigenen Palliativabteilungen. Sein Appell: „Es ist wichtig zu wissen, an wen man sich wenden kann, wenn es soweit ist.“

Dabei möchte die Ausstellung „Gemeinsam gehen“ Aufklärung leisten. Die 14 Tafeln widmen sich den Themen Sterbebegleitung daheim oder in Pflegeeinrichtungen, Hospiz- und Palliativversorgung im Krankenhaus, Ethik und Trauerarbeit. An Hörstationen erzählen Patienten, Angehörige und Hospizhelfer über ihre Erfahrungen und Gefühle.

Die Ausstellung ist noch bis einschließlich 17. November zu sehen. Unter www.gemeinsam-gehen.de gibt es auch im Internet Informationen.

 

Startseite Anzeige aufgeben Zeitung online lesen Jobs Kontakt Facebook Anfahrt