Rettung im Takt der Hufe
Ein Einsatz hoch zu Ross
Sie sind dort im Einsatz, wo andere erst gar nicht hinkommen, behalten den Überblick oder vermitteln Besuchern eines Festes erst wirklich ein Gefühl von Sicherheit: Die Aufgaben der Rescue Riders sind vielfältig. Corinna Mayer, Gründerin der Rescue Riders Starnberg ist leidenschaftliche Ersthelferin und Reiterin. Sie wollte diese beiden Herzensangelegenheiten miteinander verbinden und gründete im Juli vergangenen Jahres den Verein hier im Landkreis. Der Ursprung der helfenden Reiter liegt allerdings in Ratingen, denn dort sitzt der Mutterverein.
Augen auf und los!
Wird jemand vermisst, helfen die Rescue Riders. Ihre Einsatzgebiete sind große Wiesenflächen oder Wald- und Moorgebiete. Hoch zu Ross haben sie einen klaren Vorteil, den Suchende am Boden nicht haben: Sie haben einen unschlagbaren Überblick und entdecken vermisste Personen oftmals schneller als andere Sucher. Ebenso spielt ihr Pferd dabei eine große Rolle: Sie haben Instinkte, die keine Maschine und kein Mensch ersetzen kann. Oftmals bemerken sie eine Unstimmigkeit in der Landschaft noch bevor es der Reiter überhaupt bemerkt und machen so frühzeitig auf den Vermissten aufmerksam. Ein einziger Reiter und sein Pferd können somit vier bis sechs Helfer einer Suchkette ersetzen.
Doch nicht nur bei Vermisstensuchen sind sie im Einsatz: Patrouillenritte gehören ebenso zu ihrem Wirkungskreis. Unabhängig von befestigten Wegen können sie auf dem Rücken der Pferde Sicherheitsstreifen in Form von Ordnungs- und Sanitätsdiensten anbieten. Ebenso sichern sie auf diese Weise Feste, Reitturniere, Sportveranstaltungen oder Volksfeste ab. Auch die Besucher solcher Festivitäten profitieren von den auffälligen Helfern. Durch ihre erhöhte Position stechen sie aus der Menge heraus.
Taffe Pferde und coole Mädels
Corinna Mayer und ihr Pferd Django sind ein eingespieltes Team: Er folgt ihr gelassen überallhin und wartet geduldig auf die Anweisungen seines Frauchens. „Vertrauen wird bei uns groß geschrieben“, erklärt die Gründerin. Sie bietet zusammen mit ihren anderen Vereinsmitgliedern sogenannte „Gelassenheitstrainings“ für Pferde und ihre Besitzer an. Dabei sollen die Vierbeiner mit allen Situationen konfrontiert werden, die bei so einem Einsatz auf sie zukommen können. Django, zum Beispiel, lassen Feuerwerkskörper, Menschenmengen oder Sirenen ebenso kalt, wie hupende Autos oder flatternde Planen. „Django ist ein echter Glücksfall, er war schon immer sehr brav und hat wenig Angst gezeigt, trotzdem trainiere ich mit ihm ständig“, sagt Mayer weiter. Zukünftige Mitglieder und ihre Pferde müssen erst das Gelassenheitstraining absolvieren und vor allem bestehen. Aufklappende Regenschirme, schreiende Menschen und allerhand andere für Pferde durchaus furchterregende Dinge müssen gemeistert werden. „Wir hatten schon Pferde im Training, die einfach nicht dafür geeignet waren", erklärt die junge Frau weiter. „Das sagen wir dann auch ehrlich. Wenn das Pferd einfach kein Vertrauen zu seinem Besitzer hat oder zu schreckhaft ist, ist weder den Hilfesuchenden noch den Helfern geholfen.“
Regelmäßige Kurse
Die Rescue Riders Starnberg bieten ihr Gelassenheitstraining regelmäßig für Reiter und Pferd an. Sie fahren an verschiedene Reitställe und schulen das Tier-Mensch-Team in Sachen Coolnes. Bei einem Parcour, der aus zum Teil aus flatternden Bändern, Luftballons und tobenden Menschen besteht, lernen die Tiere, jede Situation zu meistern. „Das Training ist nicht nur für zukünftige Rescue Riders etwas“, erklärt Mayer. Es sei vielmehr ein guter Test, wie es um die Mensch-Pferde-Beziehung stehe und ein gutes Training für alle Alltagssituationen.
Wir wird man ein Retter zu Pferd?
„Zunächst braucht man natürlich einen Erste-Hilfe-Kurs und dann eine Sanitäterausbildung“, erklärt Corinna Mayer, die natürlich beides schon längst in der Tasche hat. „Wir versuchen unsere Mitglieder finanziell zu unterstützen, aber ohne diese Qualifikationen kann man kein Ersthelfer werden.“ Doch neben diesen obligatorischen Kursen ist der jungen Frau vor allem eines wichtig: „Wir müssen uns wirklich sehr sympathisch sein. Wir arbeiten so eng alle miteinander, verbringen einen Großteil unserer Freizeit zusammen und müssen uns blind aufeinander verlassen können. Da bleibt kein Platz für negative Belange.“
Im Übrigen muss man nicht unbedingt Pferdebesitzer sein um bei den Rescue Riders mitmischen zu dürfen. Jede helfende Hand, die anderen unter die Arme greifen möchte, ist bei der Reiterstaffel herzlich willkommen. Wer Corinna Mayer und Django einmal life sehen möchte, sollte sich im Spätsommer das große Spring- und Dressurturnier auf Gut Wiesmath in Gilching vormerken. Dort demonstrieren sie eindrucksvoll, wie gelassen ein Pferd sein kann und haben zudem einen Infostand vor Ort.
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH