Neulinger ist Kandidat der Grünen
Honisch-Nachfolger will Bürgermeister werden
Der gebürtige Weilheimer Manuel Neulinger ist relativ neu auf der politischen Bühne. Bei den Grünen ist Neulinger (41) seit 2011 Mitglied. Seit Januar 2018 ist er, als Nachfolger von Alfred Honisch, Vorsitzender der Kreisgrünen. Zuletzt fiel Neulinger politisch auf als Sprecher des Aktionsbündnisses im Landkreis zum Volksbegehren „Rettet die Bienen!“. Beruflich ist Neulinger in der Rechtsabteilung der Allianz in München tätig.
Gegen jede Umfahrung
In einer qualitativ hochwertigen Kandidatenvorstellung vermochten es die beiden Aspiranten Neulinger und Dr. Eckart Stüber, während der Aufstellungsversammlung der Grünen im Dachsbräu, alle Bereiche der Weilheimer Stadtpolitik fundiert zu analysieren. In seinem politischen Steckbrief vertrat Stüber gerade bei der Darlegung seines Standpunkts zum Weilheimer „Jahrhundertprojekt“, der Ortsumfahrung, eine kompromisslose Auffassung. „Wer Straßen sät, wird Verkehr ernten!“, so das Eingangsstatement seiner zehnminütigen Bewerbungsrede. „Ich will nicht, dass Weilheim das verkehrliche Nadelöhr beseitigt, so wie es Bürgermeister Loth fordert. Ich will auch keinen Tunnel! Das mag eine radikale Sicht sein, aber gesamtwirtschaftlich ist ein Tunnel für 300 Millionen, voraussichtlich am Ende für 400 Millionen Euro, durch nichts zu rechtfertigen!“
Für einen Tunnel
Neulinger ist gegen jegliche oberirdische Umfahrungsvariante, kann sich aber eine Tunnellösung vorstellen, „weil sie wenigstens den Durchgangsverkehr aus Weilheim herausbringt.“
Beim Thema Wohnungsbau strebt Stüber eine ähnliche Lösung an wie der grüne Oberbürgermeister Boris Palmer in Tübingen. Nämlich durch sanften Zwang Grundstücksbesitzer zur Schaffung von Wohnraum aufzufordern, das heißt innerhalb von zwei Jahren ein Baugesuch einzureichen. Ein weiterer Kernpunkt seiner Vorstellungrede war das Versprechen, den städtischen Haushalt zukunftsträchtig auf gemeinwohlökonomische Erfordernisse umzustellen.
Kontrahent Neulinger möchte „den Schwung und den Auftrieb der Grünen nutzen, um uns für Menschen jenseits der grünen Kerngruppe wählbar zu machen.“ Der Wohnungsbau sei ein Spannungsfeld, bei dem Nachverdichtung und auch das Bauen in die Höhe kein Tabu mehr sein dürfe. Im neugewählten Stadtrat, so Neulinger, „sollten die Grünen offen für alle möglich Koalitionen sein, außer mit der AfD!“
In der anschließenden Fragerunde, bei der die Delegierten den Kandidaten mit nicht weniger als zwanzig Fragen zur Stadtpolitik auf den Zahn fühlten, konnten beide Kandidaten in ihrer jeweils eigenen Art durchaus überzeugen. „Die sind beide recht überzeugend, da kommt es garantiert zu einer Stichwahl!“, so der allgemeine Tenor, kurz vor dem entscheidenden Wahlgang. Aber, so das Reglement grüner Aufstellungsversammlungen, im ersten Wahlgang ist nur gewählt, wer die absolute Mehrheit erreicht.
Dass das Wahlergebnis mit 13:2 Stimmen schlussendlich doch deutlich für Manuel Neulinger ausfiel, überraschte somit nicht wenige.
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