5-Seend Wochenanzeiger Wir sind Ihr Wochenblatt für das Fünfseenland

Mondfest in Weßling

Japanfreunde feiern erstmals "Tsukimi" in Bayern

Ungewöhnliche Trachten und Verkleidungen am Pfarrstadel: Teilnehmer des japanischen Mondfestes stellten sich zum Gruppenbild. (Bild: pst)

Origami-Faltkunst, Ikebana-Bumengestecke, Haiku-Gedichte – an diesem Tag stand in und um den Weßlinger Pfarrstadel alles im Zeichen Japans. Die Deutsch-Japanische-Gesellschaft (DJG) in München hatte ihr erstes Mondfest, genannt „Tsukimi“, am Weßlinger See gefeiert. Das bedeutet übersetzt „Mondbetrachtung“.

„In Japan werden Feste zu jeder Jahreszeit gefeiert“, erklärte der japanische Generalkonsul Tetsuya Kimura, der zu einem Grußwort geladen war. Das Naturschauspiel stehe im Mittelpunkt dieser Feste, zu denen traditionell Gedichte, Gesang, Musik und leckere Speisen gehören. In Weßling war das Fest ein Anlass, um den Besuchern das Land der aufgehenden Sonne näher zu bringen, wenngleich es nicht die Sonne, sondern der Herbstvollmond war, der gefeiert wurde.

In Kurzvorträgen bekamen die Besucher einen Einblick in die jahrtausendealte Tradition der Mondfeste. Berühmte japanische Künstler hatten von jeher das Motiv in ihren Kunstwerken verewigt. In einem Workshop dichteten die Teilnehmer eigene Haikus an den Mond – das sind spezielle japanische Kurz-Gedichte – und im Foyer des Pfarrstadels hatten Ikebana-Künstler ihre Blumenarrangements, die das Thema „Mond“ aufgegriffen hatten, ausgestellt.

Aus dünnem quadratischem Papier ohne Schere und Kleber falten durften die Besucher „Origami“. Ein wenig Fingerspitzengefühl mussten die Besucher haben, damit die aus Papier gefalteten Frösche, Füchse und Windräder  gelangen.

Fans von strategischen Brettspielen konnten sich in die Kunst des „Go“-Spielens einweisen lassen. Seit über 3.000 Jahren gibt es das Spiel mit den schwarzen und weißen Steinen bereits.

Vom Kimono zur Manga-Figur

Aber nicht nur das alte Japan mit seiner beeindruckenden Hochkultur, die sich in den bunten Kimonos einiger Besucherinnen widerspiegelte, ist bei der DJG willkommen. Auch die moderne Kultur findet in dem Verein ihren Platz. So gab es beispielsweise einen Cosplayer-Wettbewerb. Dabei verkleidet man sich in eine Figur aus einem der japanischen Anime- oder Manga-Zeichentrickfilme. Gemeinsam mit anderen werden dann Rollenspiele gespielt.

Beim ersten Mondfest hatte sich allerdings nur ein Jurymitglied und ein Teilnehmer verkleidet. Trotzdem ging der Mondhasenpokal verdient an den Darsteller des japanischen Fuchses, Kitsune. Von der Perücke über die bunte Maske und den buschigen Schwanz, bis zu den typisch japanischen Holzsandalen passte alles zum Bild dieses aus der japanischen Mythologie bekannten Fabelwesens. Der Fuchs sei übrigens auch in Japan als „schlau“ bekannt, aber im Gegensatz zum deutschen Hühnerdieb schätzen die Japaner seinen Einsatz als Mäuse- und Rattenfänger in den Reisfeldern, erklärte der Darsteller.

Über 800 Mitglieder

Ungewohnte Geschmackserlebnisse lernten die Besucher an den Ess-Ständen kennen. Statt belegter Brote gab es die typisch japanischen "Onigiri“. Dabei werden zwischen zwei Reisschichten Pasten aus Huhn, Bohnen oder Algenblättern gestrichen. Auch das Speiseeis ist speziell: "Kakigori" wird aus gecrushten Eiswürfeln hergestellt, auf die dann Sirup gegossen wird oder eine Creme aus gesüßten Bohnen.

Die DJG wurde 1961 in Gauting gegründet. Sie hat heute über 800 Mitglieder. Insgesamt gibt es in Bayern rund 8.400 Japaner, 5.000 davon in München und Umgebung, wie beispielsweise der Präsident des Vereins, Oliver Schön, der in Weßling lebt. Im vergangenen Jahr hatte die DJG bereits ein Trommlerfest im Pfarrstadel veranstaltet. Das Tsukimi-Fest soll nun eine feste Tradition werden.

Startseite Anzeige aufgeben Zeitung online lesen Jobs Kontakt Facebook Anfahrt