Mitspieler gesucht
Der literarische Herbst gibt sich geheimnisvoll und verspielt
Der Literarische Herbst hat begonnen. v.li. Barbara Beck, Kulturreferentin des Landratsamtes Starnberg, und die beiden künstlerischen Leiter, Dr. Gerd Holzheimer und Elisabeth Carr, präsentieren das Programm der Veranstaltungsreihe, die wunderbare Geschichten an einzigartigen Orten erzählt. (Bild: Eisinger)
So bunt wie die Blätter im Herbst zeigt sich auch in diesem Jahr wieder das Programm des Literarischen Herbstes, das Elisabeth Carr und Gerd Holzheimer gemeinsam ausgeheckt haben. Die Raumsucherin und der Schriftsteller bilden bereits seit langem ein kreatives Gespann, das besondere Orte und Geschichten sucht und findet – mitunter auch von ihnen gefunden wird - und daraus jedes Jahr aufs Neue eine wundersame Reise zu unbekannten lokalen und literarischen Sehenswürdigkeiten in der Region zusammenstellt.
In der atmosphärischen Wechselwirkung zwischen Veranstaltungsort und künstlerischer Darbietung, liegt der Zauber des Literarischen Herbstes, der stets voller Überraschungen steckt und mit dem Genius Loci ebenso spielerisch umgeht, wie mit den Menschen und Geschichten, die miteinander eine betörende Eigendynamik entwickeln. Die Verknüpfungspunkte von Literatur und Schauplatz sind unterschiedlich. Mal gibt es eine direkte Verbindung, indem der Autor oder sein Werk am Ort beheimatet sind. Doch oft reicht auch nur eine Idee, um das literarische Thema mit dem speziellen Ort und umgekehrt zu verbinden. Auf diese Weise zeichnete der Literarische Herbst im Laufe der Jahre eine wahre Landkarte besonderer Ort und Geschichten, die ihre Heimat im Fünfseenland haben und so eng mit dem Lokalkolorit verbunden sind, dass die Veranstaltungsreihe als Exportartikel wohl kaum funktionieren würde, meint Holzheimer verschmitzt. Dessen persönliche Handschrift spiegelt sich im Programm deutlich wider.
Und so wurde die Auftaktveranstaltung in der Turnhalle der Alten Schule von Erling, die bei Holzheimer und Carr Erinnerungen an ehemalige Sportstunden und -lehrer wachrief, gleich zur Aufwärmübung für das Publikum, das Gaudi halber gebeten war, in Sportkleidung zu erscheinen, um sich zwischen leichten Übungen an Barren, Bock und Reck Poesie und Prosa zum Thema Sport anzuhören.
Von Schurken, Hexen und schwierigen Ehemännern
Auch im Wilderer Jennerwein und anderen literarisch verewigten Rebellen, die am Sonntag, 22. Oktober, vorgestellt werden, darf man wohl einen Seelenverwandten Holzheimers vermuten. Unter dem lautmalerischen Titel „Piff, Paff, Puff“ lesen Carr und Holzheimer im Wittelsbacher Jagdschloss Kempfenhausen Geschichten und Texte über den Kampf zwischen Jäger und Wilderer, Gut und Böse, und diskutieren über männliche aber auch weibliche archetypischen Antipode, mit denen sich die Literatur ebenso wie die menschliche Psyche seit Urzeiten herumplagt.
Ein weiterer literarischer Ausflug führt am Sonntag, 26. September, bis hinein ins sogenannte Blaue Land, nämlich nach Kloster Benediktbeuren, wenn Angelika Krautzberger unter dem Motto „Bei aller Liebe“ zwei starke Künstlergattinnen, Maria Marc und Charlotte Berend-Corinth, zu Wort kommen lässt. Bei der anschließenden Wanderung zur Staffelalm darf man dann nicht nur die malerische Schönheit der Landschaft bewundern, sondern auch eine kleine vom Meister Franz Marc persönlich fabrizierte Wandzeichnung in der Hütte. Nochmals festes Schuhwerk ist angebracht, wenn am Sonntag, 1. Oktober, die junge Kunsthistorikerin Katja Sebald versucht, auf einer Exkursion zum Kirchlein St. Peter und Paul in Harkirchen ein langgehegtes wissenschaftliches Geheimnis aufzudecken. Ausgangspunkt der kunsthistorischen Führung „Geheimnis über Geheimnis“ ist Schloss Kempfenhausen.
Guadl und Gschichtn
Der wundersamste Ort, in den sich der Literarische Herbst heuer einquartiert hat, ist wohl das ehemalige Kaufhaus Johann Biller an der Starnberger Hauptstraße. Dort, wo einst Lebensmittel und Kurzwaren in kunterbunter Mischung den Besitzer wechselten, und „Guadl“-Gläser Kinderaugen zum Leuchten brachten, werden am Samstag, 14. Oktober, von Elisabeth Carr und Judith Huber unter dem Titel „Mein Ein und Alles“ Geschichten und Rezepte über die Biedermeiertheke gereicht und dazu ein wenig aus dem Nähkästchen geplaudert. Die Veranstaltung ist bereits ausverkauft.
Beschlossen wird der Literarische Herbst mit einem „Lutherabend“ in der Waldkirche Planegg am 29. Oktober, und den vergnüglichen „Lausbubengeschichten“ von Ludwig Thoma, die am Mittwoch, 22. November, Berufslausbub Hansi Kraus persönlich im Pfarrhof von Unterbrunn zum Besten gibt. Die Veranstaltungsreihe, die unter der Schirmherrschaft des Landratsamtes steht, hat bereits am vergangenen Samstag begonnen und endet am Mittwoch, 22. November. Karten sind bei der Touristeninformation Starnberger Fünf-Seen-Land erhältlich.
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