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Rubrik: Gesamt · Ort: fuenfseenland
"Man muss ein Ziel haben"
Lieselotte Heinisch, Bürgermeisterin in Alling (1972 - 1978)
Lieselotte Heinisch war Allings erste Bürgermeisterin als das kleine Dorf im Landkreis Fürstenfeldbruck noch eine Feuerwehr hatte, die aus einem Traktor mit einer Tragspitze bestand - und das als Frau. Eigentlich hatte man sie damals in ihrer Partei nur auf die Liste gesetzt, weil kein anderer wollte. "Wir hatten eigentlich ausgemacht, dass wir noch jemanden aufstellen - es hat wirklich niemand damit gerechnet, dass ich es werden würde", erinnert sie sich.
Doch wie so oft im Leben kam es auch damals anders: Lieselotte Heinisch wurde Allings Bürgermeisterin. Damals gab es einiges zu tun für die junge Frau: Die Mehrzweckhalle musste gebaut werden und viele Grundstücke mussten gekauft und verkauft werden. "Meine Ausbildung als Buchhalterin hat mir da sehr geholfen," kann sie heute sagen. Außerdem stand 1978 zur Debatte, dass Alling in eine andere Gemeinde eingegliedert werden sollte. Heinisch sah das aber anders und setzte durch, dass zu Alling noch die Ortsteile Biburg, Wagelsried, Holzkirchen und Holzhausen hinzukamen. Bis heute ist die Gemeinde selbstständig - dank Lieselotte Heinisch.
Allein unter Männer
Die 86-Jährige hatte sich in ihrer Rolle als Bürgermeisterin immer wohl gefühlt. "Ich hatte nie Probleme, meine Argumente darzulegen oder mich für Alling überzeugend einzusetzen," blickt sie auf ihre Amtszeit zurück. Im Gegenteil: Damals wie heute sei sie stets kollegial und fair behandelt worden. "Es gab nie eine Situation, in der ich mich nicht gleichgestellt gefühlt habe," erzählt sie. Ihr Erfolgsrezept: "Man muss eine gerade Linie fahren - hat man sein Ziel vor Augen, muss man diesen Weg gehen, auch wenn er manchmal dornig wird."
Damals war sie als einzige Frau unter 43 Männern in den verschiedenen Gemeinden. "Wir pflegen noch heute eine gute Kameradschaft, das war auch schon damals so. Der Eine, half dem Anderen, denn wir wollten alle für unsere Dörfer nur das Beste".
Natürlich sei sie sich bei Amtsantritt bewusst gewesen, dass manch ein Kollege genau beobachten würde, was eine Frau "da so treibt", doch für sie sei das nie ein Problem gewesen. "Ich bin meine Ziele immer angegangen. Ich kann nur jedem jungen Menschen raten: Entscheidet, was für euch selbst das Beste ist, schaut dann nicht links oder rechts, sondern geht euren Weg!"
Neben ihrer Leidenschaft für Alling schoss sie gerne bei den Parsberg Schützen. Hier war sie die erste Frau in ganz Bayern, die in einem Schützenverein im Vorstand saß. Bis vor circa sechs Jahren hatte sie noch selbst regelmäßig das Luftgewehr im Anschlag. Noch heute schaut sie gerne bei ihren Schützen vorbei, genauso wie in Alling selbst. Schließlich sei der Ort, den sie maßgeblich mitgeprägt hatte, immer noch eine Herzensangelegenheit.
Das sagt Lieselotte Heinisch zum Thema Zeit
Was war für Sie 2017 die schönste Stunde (oder der schönste Tag) oder was bedeutet Zeit für Sie?
2017 war für mich gesundheitlich ein anstrengendes Jahr. Allerdings habe ich in diesem Jahr gemerkt, wie viele Freunde ich nach all diesen Jahren habe, auf die ich mich immer verlassen kann. Das ist mir erst dadurch richtig bewusst geworden.
Wenn Sie im kommenden Jahr eine Stunde (oder einen Tag) geschenkt bekämen – was würden Sie mit dieser Zeit gerne tun?
Ich würde es etwas ruhiger angehen lassen. Bei mir ist immer etwas los. Da ist ein ruhiger, entspannter Tag eine willkommene Abwechslung, denn Ruhe und Zufriedenheit sind für mich die größten Reichtümer.
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