Kampffilme gegen überholte Tabus
Damals im Kino
1968 war das Kino noch verklemmt, bediente aber recht ungeniert voyeuristische Motive. In den Herrschinger Ammersee-Lichtspielen war der Kolle-Aufklärungsfilm „Das Wunder der Liebe" zu sehen, der mit dem schönen Spruch „Der verantwortungsbewusste Kampffilm gegen überholte Tabus“ beworben wurde. Auch sonst dreht sich viel um Erotik, und selbst Krimis oder Komödien bekamen anrüchige Titel verpasst: Im Starnberger Pellet-Mayer spielten sie im Juli 1968 den Streifen „Der nächste Herr, dieselbe Dame“, der auch unter dem Titel „Die Damen bitten zu Bett“ vermarktet wurde. „Mädchen, Mädchen“ mit Jungstar Helga Anders war ein Skandalfilm, in dem Vater und Sohn eine Affäre mit einer Minderjährigen haben. Sehr viele Filme waren damals noch ab 18 Jahren, um Jugendliche nicht sittlich zu gefährden – 50 Jahre später geradezu lächerlich. Einen Karl-May-Film gab’s auch: Old Surehand, dazu mehrere Krimis und Agentenfilme wie" Perry Rhodan", "Top Job" oder "Dynamit in grüner Seide". Das Kurtheater Tutzing setzte mehr auf Monumentales wie „Krieg und Frieden“ und Komödien wie „Bettgeflüster“ mit Doris Day und Rock Hudson.
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