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Einer für alle - alle für einen

Familie Wunderl zieht an einem Strang

Sie halten zusammen (von links): Benedikt, Annemarie und Anton Wunderl. (Bild: Huss-Weber)

Morgens um spätestens 6 Uhr steht Benedikt Wunderl bei seinen Kühen im Stall. "Tiere kennen keine freien Tage, dafür wissen sie aber genau, wann es Zeit für's Futter ist", sagt der Sohn von Annemarie und Anton Wunderl aus Weßling. Er übernahm 2013 den Hof seiner Eltern und leitet seitdem die Geschicke im Kuhstall.

Hand in Hand

Bei Familie Wunderl ticken die Uhren noch ein bisschen anders: Auch wenn der Sohnemann bereits den Milchviehbetrieb übernommen hat, hilft Vater Anton immer noch im Stall. Umgekehrt greift Benedikt seinen Eltern auch in der Pension unter die Arme und kümmert sich zum Beispiel um die Gartenanlage.

"Bei uns hat zwar jeder seinen Bereich, aber trotzdem helfen wir uns, wenn Not am Mann ist", erklärt Annemarie Wunderl. Ihr Bereich ist zum Beispiel die Pension direkt am Weßlinger See. In sieben Ferienwohnungen und drei Gästezimmern können hier Urlauber die Seele baumeln lassen. Bei den Wunderls erhalten Pensionsgäste ein reichhaltiges und gesundes Frühstück. Annemarie Wunderls Kochkünste werden auch bei Firmenveranstaltungen oder anderen Events gebucht.

"Gerade in den Sommermonaten haben wir viele Gäste und dann kommt auch noch die Ernte dazu, da ist schon einiges los bei uns", so Anton Wunderl. "Ganz schön was los" bedeutet für die Wunderls dann: Jeder ist überall. Auf dem Feld, im Kuhstall und in der Pension. Es wird zusammen geholfen.

Loslassen können

"Viele haben gesagt, ich hätte unserem Sohn zu früh den Hof übergeben", blickt Anton Wunderl auf das Jahr 2013 zurück, als der damals 24-jährige Benedikt den Milchviehbetrieb übernahm. Das sei jedoch die beste Entscheidung gewesen, die die Familie hätte treffen können. "Auch wenn wir noch nicht zum alten Eisen gehören und die Rente noch auf uns wartet, muss man die Jugend nachrücken lassen und selbst loslassen", sagen Benedikts Eltern. Sohn Benedikt Wunderl liebt seine Arbeit, auch wenn sie anstrengend sein kann. Ganz besonders liegen ihm seine Kühe am Herzen.

Nur das Beste ist gut genug

Der große Kuhstall der Familie Wunderl befindet sich am Rand von Weßling. Hier leben zirka 100 Milchkühe in großzügigen Stallungen. Bei dem zertifizierten Bio-Betrieb, der ausschließlich die Molkerei Scheitz beliefert, wird artgerechtes Leben groß geschrieben. "Im Sommer dürfen unsere Kühe auf die Weide", erzählt der gelernte Landwirtschaftsmeister. Neben dem regelmäßigen Weidegang erhalten seine Tiere nur das beste Futter aus eigenem Anbau.

2010 stellte damals noch der Vater den Betrieb von konventioneller Landwirtschaft auf Bio um. "Ich kann eine biologische Landwirtschaft nur befürworten", sagt der junge Wunderl, der von dem Konzept überzeugt ist.

Eine Herzensangelegenheit

Dixie, Hollywood und Shakira - das sind die Namen der Kühe im Wunderl-Hof. "Bei uns gibt es keine Nummern, jede hat ihren eigenen Namen", erklärt er. "Manchmal spuken mir Städtenamen im Kopf herum, ein anderes Mal sind es Musiker", schmunzelt Wunderl. Einen ganz persönlichen Bezug zu seinen Kühen hat der junge Landwirt. Direkt vor seinem Wohnzimmerfenster erstrecken sich die riesigen Weiden, im Rücken ist der große Stall. "Mindestens zwei Mal am Tag sehe ich die Kühe, füttere und pflege sie, da bekommt man ganz automatisch eine enge Bindung zu ihnen", sagt er.

Das sieht man: Obwohl die Futterstellen der Kühe gut gefüllt sind, kommen die Tiere neugierig an den Zaun zu Benedikt Wunderl. Er kennt genau die Stelle hinterm Ohr, die gekrault werden soll und weiß, dass es Hollywood lieber mag, wenn man den Fellwirbel zwischen ihren großen, schwarzen Augen streichelt.

Dieses vertraute Verhältnis zwischen Mensch und Tier weiß nicht nur die Familie Wunderl zu schätzen: "Es vergeht kein Tag, an dem nicht Kinder unseren Hof besuchen und sich freuen, auch einmal ein Kälbchen streicheln zu dürfen."

Auf Hygiene achten

Obwohl die großen Tiere robust wirken, gutes Futter erhalten und viel frische Luft haben, "in den ersten zwei Wochen nach der Geburt haben die Kälbchen noch keinen eigenen Immunschutz", erklärt Wunderl. Das bedeutet: Sie können sich an erkälteten Menschen anstecken und im schlimmsten Fall daran sogar sterben. "Das wollen wir nicht, darum achten wir selbst penibel auf Hygiene und erklären das auch unseren Gästen", sagt der Landwirtschaftsmeister.

Aufklärung ist der Familie wichtig. Annemarie Wunderl zum Beispiel macht mit bei "Landfrauen machen Schule" und Anton und Benedikt Wunderl führen Besucher über ihren Hof. "Uns ist es wichtig, dass die Leute sehen, was hinter dem Ganzen steckt", sagen die Wunderls.

Hinter dem Ganzen steckt auf jeden Fall eine Familie, die zusammenhält und mit viel Herzblut und Leidenschaft ihre Pension und ganz besonders den Milchviehbetrieb leitet. Schließlich ist für die Kühe nur das Beste gut genug.

Infobox

100 Kühe

Anbau von Hafer, Triticale, Heu und Stroh, zertifizierter Bio-Betrieb

Uferweg 4, 82234 Weßling www.fewo-am-see-bayern.de

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