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Die Wilden Sechziger der YAKS

Die Starnberger Beatles erinnern sich

Musik hält jung: Winni und Eva Wobbe. (Bild: Hauck)

Die Welt hatte die Beatles, Starnberg die YAKS. Winfried „Winni“ Wobbe hat besten Erinnerungen an die Zeit, „in der gefühlt jeden zweiten Tag ein Welthit herauskam“. Mit Bruder Hubi war er Teil der Starnberger Kultband YAKS, die 1968 locker vor 500 Leuten auftrat. „Bloß keine Schlager oder Tanzmusik - wir spielten die Hits der Stones, der Beatles, der Kinks“, erklärt der UWG-Stadtrat, der 40 Jahre lang Lehrer am Gymnasium Starnberg war, den Erfolg der Coverband. Die Beat-Konzerte trafen den Nerv der Zeit. „Wo hätten wir denn sonst hingehen sollen, Discos gab es noch nicht und das Fernsehen mit seinen drei Programmen bot nicht viel“, erinnert sich Wobbe (70), der auch noch weiß, dass die Eisdiele Dolomiti damals ein In-Treffpunkt für die Starnberger Jugend war. „Man fuhr vorbei und schaute, wer alles da ist und welche Mopeds und Cabrios davor standen.“ Die YAKS spielten in ihrer Hochburg, der Schießstätte, im Deutschen Haus in der Kaiser-Wilhelm-Straße, einer Gaststätte, die es nicht mehr gibt, im Münchner Hof oder in der Turnhalle vom TSV. Die 1966 gegründete Band eroberte sich schnell eine treue Fangemeinde, und auch hysterisch kreischende Verehrerinnen waren bei den Auftritten keine Seltenheit. Zum Glück hatte Wobbe nur Augen für seine hübsche Freundin Eva Flauger, die schon als Teenager immer dabei war und mit der er seit 1971 verheiratet ist. Höchst anschaulich erzählt Winni Wobbe von den rudimentären Übungsbedingungen.

Texte aus der „Bravo“

Noten hatten sie keine – machte nichts. Denn die Musiker brachten es sich selbst bei, indem sie die Lieder mit Tonband aufnahmen und immer wieder vor- und zurückspulten. Die Texte schnitten sie aus der „Bravo“ aus und lernten sie auswendig. Total wichtig war natürlich das Styling, vor allem die Frisur. Die Mutter ermahnte ihn, sich die Haare zurückzufrisieren, aber kaum war er aus der Tür, kampelte er sie sich wieder ins Gesicht. Und Bruder Hubi, obwohl jünger, war noch wilder und trug die Haare lang wie die Beatles. Wie die Stars in der Bravo posierten sie lässig für Fotos an der Starnberger Schlossmauer. Geübt wurde jeden Tag, gespielt an ungefähr 50 Wochenenden im Jahr nach der Formel „Saalmiete 150 Mark minus 150 Eintrittskarten für drei Mark = 300 Mark Gewinn“, der sofort ins Equipment investiert wurde. Fast ein Wunder, dass Wobbe praktisch nebenbei noch die Schule schaffte. Sogar in der Abiturprüfung gab er verfrüht ab, weil er pünktlich zu einem Bandtreffen kommen wollte.

Froggs, Sounds, Remember

Die Konkurrenz in Starnberg war groß: die Froggs, die Sounds, die Flamesteads und Remember kämpften alle darum, die Nummer eins zu sein. Legendär das gemeinsame Kräftemessen beim „Beatwettbewerb“ in der TSV-Turnhalle, wo acht bis zehn Bands vorspielten. „Zwei Mal haben wir gewonnen“, ist Winni Wobbe heute noch stolz. „Aber manchmal waren die ‚Dandies‘ aus Penzberg noch besser.“ Die Dandies und die Froggs sind längst vergessen, die YAKS aber wieder da - nach einer fast 40-jährigen Bandpause, die von Anfang der Siebziger Jahre bis 2005 dauerte. Ihr nächstes Live-Konzert – mit Ur-Besetzung Martin Koller am Schlagzeug und vielen Fans der ersten Stunde – spielen sie am 6. Oktober in der Schießstätte. Seien Sie dabei!

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