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"Das Unfassbare in Worte fassen"

Aetas Kinderstiftung: Am Anfang der Arbeit steht immer ein schlimmes Ereignis

"Kinder haben ungeahnte Kraftreserven", sagt Florian Rauch, Geschäftsführer von Aeatas Lebens- und Trauerkultur. Vor einigen Jahren hat er die Aetas Kinderstiftung ins Leben gerufen, die in Oberbayern tätig ist. (Bild: tab)

Plötzlich ist nichts mehr wie es war: Wenn ein Kind einen Elternteil durch Tod verliert, wenn Bruder oder Schwester sterben, dann gerät eine Kinderwelt vollkommen aus den Fugen. Es gibt sie leider, diese Kinder und auch Jugendliche, die schwere Schicksalsschläge verarbeiten müssen. Aber: "Kinder haben ungeahnte Kraftreserven." Davon ist Florian Rauch, Geschäftsführer von Aetas Lebens- und Trauerkultur, überzeugt. Weil er den Betroffenen helfen möchte, hat er vor vier Jahren die Aetas Kinderstiftung ins Leben gerufen. Ziel der Stiftung ist es, die seelische Widerstandskraft der Kinder und Jugendlichen zu wecken und zu stärken. Florian Rauch steht dabei ein Team aus kompetenten Fachkräften zur Seite. "Das sind Psychologen und Pädagogen mit einer Traumaausbildung. Das sind Profis", sagt er. "Sie alle helfen den Kindern, das Unfassbare in Worte zu fassen und an dem Erlebten nicht zu erkranken."

Schwer erschütterte Kinderseelen

Am Anfang der Arbeit der Aetas Kinderstiftung steht immer ein schlimmes Ereignis. Leider. Der Tod des Vaters, ein schlimmer Unfall oder eine Gewalttat vor den Augen des Kindes, Missbrauch – das alles kann eine Kinderseele schwer erschüttern. Kommt es beispielsweise zu einem schlimmen Unglücksfall, leistet meist das Kriseninterventionsteam (KIT), das mit den Rettungskräften zum Einsatzort kommt, allererste Hilfe. Es steht den Betroffenen in den ersten schweren Stunden bei. Doch damit ist es nicht getan. Oftmals brauchen die Opfer weitere professionelle Hilfe, auf die sie nicht selten lange warten müssen. Diese Lücke schließt die Aetas Kinderstiftung. "Wir können innerhalb von 24 Stunden reagieren und nehmen Kontakt zu den Familien auf", sagt Florian Rauch. "Wir besuchen die Familien und gehen ganz individuell auf das Ereignis ein. Dabei klären wir, was hier erforderlich ist, um die Betroffenen gut zu betreuen." Diese Akutbegleitung dauere bis zu zehn Tage. "Wir kommen zu der Familie nachhause. Außerdem sind wir jederzeit telefonisch erreichbar." Typische Fragen, die in dieser Zeit aufkommen sind "Wie beschütze ich mein belastetes Kind?" und "Wie kann ich selbst bei Kräften bleiben und gleichzeitig Orientierung geben?"

Umfeld mit einbeziehen

Der Akutbegleitung kann sich eine Regelbegleitung anschließen. "Sie kann aber auch ohne vorherige Akutbegleitung in Anspruch genommen werden", betont Florian Rauch. Diese Unterstützung dauere zwischen drei und zwölf Monate, je nach Bedarf der Familie. "Auch in dieser Zeit besuchen wir die Familien." Im Vordergrund stehe dabei, die Betroffenen zu stabilisieren. "Eine Besonderheit bei unserem Konzept ist der systemische Ansatz", führt Florian Rauch aus. "Das bedeutet, dass wir sowohl ganz persönliche als auch professionelle und weiter gefasste Bezugspersonen der Kinder miteinbeziehen." Es sei wichtig, dass nicht nur das familiäre Umfeld der Kinder und Jugendlichen die Situation mittrage, sondern auch das soziale Umfeld. "Aus diesem Grund bieten wir ergänzend zur Akut- und Regelbegleitung Gruppenangebote an und unterstützen Kindereinrichtungen."

"Irrsinnige Nachfrage"

Doch wer kann sich überhaupt an die Aetas Kinderstiftung wenden? "Jeder, der von einem traumatischen Ereignis betroffen ist, kann zu uns kommen", bringt es Florian Rauch auf den Punkt. "Wir haben keine großartigen Einstiegshürden." Bei der Stiftung würden sich Einrichtungen der Jugendhilfen ebenso melden wie Polizei, Rettungsdienste, ambulante oder stationäre Kliniken, Hospize, Bestatter und natürlich betroffene Eltern oder Familienmitglieder. Und zwar über die Grenzen Münchens hinaus.  "Wir haben eine irrsinnige Nachfrage. Unser Hilfsangebot ist ein kostenloses, das sich ausschließlich über Spenden finanziert", betont Florian Rauch. Spenden seien sehr wichtig für die Kinderstiftung. "Ohne sie geht das nicht. Denn unsere Mitarbeiter sind hautpamtlich tätig und verdienen hier ihr Geld."

Weitere Infos über die Kinderstiftung gibt es unter www.aetas-kinderstiftung.de im Internet.

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