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Das Glück des Selbermachens

Neue Ansätze der Nachhaltigkeit werden im HEI erprobt

Die Holz-und Metallwerkstatt im Haus der EIgenarbeit. (Bild: Haus der Eigenarbeit )

Ein junger Mann, der aus den ausgedienten Treppenstufen eines Altbaus ein Möbelstück baut. Schüler, die sich im Rahmen eines Projekts zur nachhaltigen Texlproduktion an die Nähmaschine setzen und getragene Kleidungsstücke upcyceln. Haidhauser aus der Nachbarschaft, die Werkzeug ausleihen. Kursteilnehmer, die sich bei „Buchbinden ohne Leim“ in außergewöhnliche Buchbindetechniken vertiefen. Oder die Teilnehmerin eines Kreavkurses für Menschen mit Depressionserfahrung, die von sich sagt: „Ich habe mich zurück ins Leben geschweißt.“ Vielleicht lässt sich das Haus der Eigenarbeit – kurz „HEi“ – am besten anhand von Beispielen erklären, so vielfältig ist das, was unter seinem Dach passiert. Allen gemeinsam: Bei der Eigenarbeit, also der selbstbestimmten handwerklichen und kreativen Arbeit, lernen die Menschen Respekt vor den Materialien und  dem Können handwerklicher Profis, sie lernen wiederzuverwenden und zu  reparieren, sie erfahren, welche – oft ungeahnten – Fähigkeiten in ihnen  stecken, und sie spüren eine tiefe Befriedigung für ihr Tun.

Dieses Glück des Selbermachens mag der Schlüssel zum Erfolg des HEi sein, das nun schon mehr als 30 Jahren in der Wörthstraße ansässig ist: Seit 1987 können Bürger hier acht verschiedene professionell ausgestatteten Werkstätten nutzen, um eigene handwerkliche oder künstlerische Projekte umzusetzen. Vom Schreinern über die Metallbearbeitung, Goldschmieden und Buchbinden bis hin zu Keramik, Polstern und Texl: Die einen arbeiten selbständig, andere holen sich bei den Fachberatern Rat oder buchen Kurse – fast 300 im Jahr. Für wieder andere ist das HEi ein Kunst-Standort mit wechselnden Ausstellungen oder das Bürgerhaus und soziokultureller Treffpunkt. Auch mehrmals im Jahr stattfindende Repair Cafés sind im HEi im Programm, dazu handwerklich und künstlerisch ausgerichtete Schulprojekte, die das HEi zu einem erfolgreichen außerschulischen Lernort machen.

Nachhaltigkeit und kulturelle Bildung, Eigenarbeit und Selbstermächgung machen das HEi also aus. Das jetzige Angebot ist aber noch lange nicht alles, was auf der Basis dieser Werte denkbar ist. Sekundäre Rohstoffkreisläufe, wie sie der Begriff “Urban Mining” benennt, oder “Bibliotheken der Dinge”, wie sie in Sharing-Economy-Konzepten gedacht werden: Solche Ansätze der Nachhaltigkeit, heute noch sozioökonomische Avantgarde, werden in wenigen Jahren im urbanen Umfeld etabliert sein. Reparieren und Eigenarbeit als Grundrecht aller Bürger und die Möglichkeit dazu ein Teil kommunaler Grundversorgung: Das könnte mithelfen, die drängendsten Probleme zu lösen. An Orten wie dem HEi wird dieser Wandel vorangetrieben.

Infos zum HEi unter www.hei-muenchen.de.

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