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Rubrik: Gesamt · Ort: fuenfseenland
"Bewohnerin bis zum Tod begleitet"
Für Nico Schreyer ist sein Beruf Berufung
Nico Schreyer hat eine besondere Stunde im Rummelsberger Stift Starnberg verbracht – Dort würde er auch hingehen, wenn er eine extra Stunde Zeit hätte.
Nico Schreyer arbeitet seit 15 Jahren im Rummelsberger Stift in Starnberg. Zunächst war er dort als Altenpflegehelfer in der Pflege beschäftigt. Seit drei Jahren arbeitet er als Betreuungsassistent in der Einrichtung der Rummelsberger Diakonie. Die 5-Seen-Wochenanzeiger befragten Schreyer über seinen bewegensten Moment.
Was war für Sie eine besondere Stunde im zu Ende gehenden Jahr?
Das ist gar nicht so lange her, ich würde es „besondere Stunde“ nennen. Das war, als ich eine Bewohnerin bis zu ihrem Tod begleiten durfte. Seit ihrem Einzug 2004 haben wir eine besondere Beziehung aufgebaut. In den letzten Wochen ihres Lebens konnte sie nicht mehr viel selber machen und sich kaum noch äußern. Um ihr eine schöne Zeit zu geben, haben wir viel unternommen. Wir sind durchs Haus spaziert oder raus in die Sonne. Ich hatte das Gefühl, als hätte sie nach meinen freien Tagen auf meine Rückkehr gewartet. Ich war zehn Minuten bei ihr, dann war die Zeit des Abschieds gekommen. Ich habe mit ihr gesprochen und ihre Hand gehalten. Gemeinsam mit den Stockdorfer Schwestern, Angehörigen, anderen Mitarbeitern und Mitbewohnern haben wir ihr Lieblingslied gesungen und das Vaterunser gebetet. Es war ein sehr bewegender Moment.
Wenn Sie im kommenden Jahr eine Stunde geschenkt bekämen, was würden Sie mit dieser Zeit gerne tun?
Dann hätte ich noch mehr Zeit für gemeinsame Beschäftigungen mit den Bewohnern. Mein Beruf ist für mich eine Berufung. Ich würde die Zeit daher im Rummelsberger Stift Starnberg verbringen. Ich habe für die Bewohner einen Wochenplan mit Freizeitangeboten erstellt. Wir kochen gemeinsamen, machen Sitzgymnastik, sprechen über Politik und das aktuelle Weltgeschehen oder machen Gesellschaftsspiele. Die Bewohner, die nicht mehr so mobil sind, besuche ich in ihren Zimmern. Wenn ich jemanden zum Lächeln gebracht habe, gehe ich mit einem guten Gefühl nach Hause.
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