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Bestattungen einmal ganz anders - Teil III

Andere Länder, andere Sitten – Ungewöhnliche Rituale

Wie die russischen Matroschkapuppen immer wieder ineinandergesteckt werden, so legten die alten Ägypter ihre einbalsamierten Toten in Sarkophage, die sie in Sarkophage geten, die sie wiederum in Sarkopage legten, die sie dann in Steinsärge legten. (Bild: Günther Albrecht)

Beerdigungen sind im Allgemeinen ein trauriger Anlass, der eigentlich nur noch durch schlechtes Wetter noch deprimierender sein kann, als er es ohnedies schon ist. In Schwarz, oder zumindest dunkel gekleidet, stehen die Angehörigem um den Sarg, lauschen Worten eines Geistlichen, sofern man die in den hinteren Reihen überhaupt noch hören kann, und nimmt dann Abschied von dem Toten. Doch nicht überall verlaufen Beerdigungen so, wie wir sie kennen. Im dritten und letzten Teil unserer kleine Serie stellen wir Ihnen außergewöhnliche Bestattungen vor.

Feuer und Wasser

In Indien nimmt die hinduistische Feuerbestattung bei allen Begräbnissen die Vorherrschaft ein. Schon seit Tausenden von Jahren wurden dafür ganz spezielle Kremationsstätte gebaut. In Varanasi wurden zahllose Scheiterhaufen direkt am Ufer des heiligen Flusses Ganges errichtet. Noch heute wird im Ganges, dem heiligen Fluss, jährlich die Asche von etwa 100.000 Menschen verstreut beziehungsweise beigesetzt. Das längst schon extrem verschmutzte Gewässer soll dem hinduistischen Glauben zufolge den darin Bestatten die Absolution garantieren und sie somit vor der Reinkarnation bewahren, ihnen also ewigen Frieden bescheren – der Gedanke entstammt freilich einer Zeit, in der der Ganges noch ein völlig sauberer und unbelasteter Fluss war.

Die Totenwache

In Japan herrschen in religiöser Hinsicht auch heute noch der Buddhismus und Shinto vor. Das Christentum spielte lediglich im 16. und 17. Jahrhundert eine Rolle, hat heute aber eher eine Randstellung. So ist es kein Wunder, dass auch bei Beerdigungen immer noch buddhistische Riten eine große Rolle spielen. So wird bei der traditionellen Totenwache der teure Verblichene ganz in Weiß gekleidet: weißer Kimono und weiße Tücher. Da die Japaner aber auch praktisch und darüber hinaus, wie allgemein bekannt ist, geschäftstüchtig sind, gibt es bei Bestattungen einen eigenen Altar, auf dem die Trauernden und Besucher Geldgeschenke hinterlegen können, die es den Angehörigen leichter machen sollen, die Beerdigung ihres Familienmitgliedes zu stemmen – immerhin geht es dabei um einen Betrag von umgerechnet circa 17.000 Euro. Kein Pappenstiel.

Der amputierte Finger

Eher grausam und für uns Europäer schwer nachvollziehbar hält es das Dani-Volk in Papua-Neuguinea mit seinen Bestattungen. Ist es schon für den Verstorbenen selbst bedauerlich, nicht mehr auf dieser Welt wandeln zu können, so haben auch dessen Frauen und Kinder allen Grund zur Sorge. Ihnen nämlich wird ein Finger amputiert, der die Geister dann besänftigen soll. Außerdem, so die Vorstellung, drücke der durch die Amputation entstehende Schmerz dann auch das Leiden und die Trauer um den Toten besser aus. Rechtens ist diese Praxis heutzutage freilich nicht mehr, zumindest offiziell nicht.

Die hängenden Gräber

Aus so manchen Wildwest-Film kennt man es bereits: Bestimmte US-Indianische Völker bestatteten ihre Toten nicht unter der Erde, sondern hängten sie in Bäumen auf. Ebenso hielten es ehedem die Bo, einst Bewohner der im Südwesten Chinas gelegenen Provinz Sichuan. Die Bo benutzen allerdings nicht Bäume, sondern Felswände als letzte Ruhestätte für ihre Toten. Die Särge, die aus nur einem Holzstamm gefertigt wurden, wurden mit Seilen in die Felswand gehievt und dann an den Klippen befestigt, ganz gemäß dem Choral „Näher mein Gott zu Dir“. Um das Jahr 1600 herum verschwand das Volk der Bo dann von der Bildfläche, die genaueren Umstände sind bis heute nicht geklärt.

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