Beerdigt wird überall - nur anders
Andere Länder andere Sitten, auch auf dem letzten Weg
Eichensarg, Sargrede, der Leichenschmaus und vielleicht noch eine Rede vom Vereinsvorsitzenden: So sieht wohl die Durchschnittsbeerdigung in Deutschland aus. Manch einer möchte noch verbrannt werden und als Asche in die Erde gelassen werden, wieder andere bevorzugen als letzte Ruhestätte einen Waldfriedhof und so manches Nordlicht möchte sich die ewige steife Prise um die Nase wehen lassen und in der großen See bestatten werten. Deutschland bietet zwar viele Möglichkeiten, sich unter die Erde bringen zu lassen, wirft man einen Blick über die Grenzen, erhält man ganz neue Perspektiven auf die Möglichkeiten der Bestattung. Wir haben einige andere Rituale hier bereitgestellt.
Letzte Reise Tibet
Mit Buddhismus verbinden die meisten Menschen, ausgeglichene, freundliche und ruhige Wesenszüge. Dass es hier allerdings bei den Bestattungen durchaus etwas rauer zugehen kann, zeigt sich bei der buddhistischen Himmelsbestattung. Hier sieht es das Ritual vor, dass der Verstorbene zunächst von Bestattern zerteilt und dann den Aasgeiern zum Fraß vorgewerfen werden soll. Klingt für uns erst einmal befremdlich. Im Glauben der Buddhisten tief verwurzelt ist die Reinkarnation. So soll sich in den Tagen nach dem Tod die Seele vom Körper trennen - zurück bleibt also eine vermeintlich wertlose Hülle. Durch Lesungen aus dem Tibetischen Buch der Toten wird dann die Seele langsam in ihren neuen Körper begleitet.
Übrigens findet diese Bestattungsform heutzutage ausschließlich in Tibet statt. Einige Zeit lang war sie aber ebenso verbreitet in Indien und der Mongolei.
Eine große Feier
In anderen Länder sparen Frauen von Kindesbeinen an für ihre Hochzeit - auf der indonesischen Insel Sulawesi sparen Angehörige oft über Jahre hinweg auf die Beerdigung ihres Verstorbenen, denn bei ihnen wird zum Tod ein letztes Mal richtig gefeiert: Der Verstorbene soll mit einem mehrtägigen Fest, welches sehr kostspielig ist, gefeiert werden. Dutzende Schweine und Wasserbüffel werden hierfür geschlachtet. Der Leichnam wird übrigens bis zur großen Feier einbalsamiert im Haus aufbewahrt. Anschließend findet er seine letzte Ruhe nach dem großen Fest in ener Felswand.
Raus aus dem Grab
Ein Unding im westlichen Kulturkreis, auf Madagaskar ist es ganz normal: Beim madagaskarschen Ahnenkult findet nämlich das eigentliche Ereignis erst Jahre später nach der Beerdigung statt, die sogenannte "Famadihana".
Dabei wird die Leiche aus ihrem Grab gehoben und die Dorfgemeinschaft tanzt ein letztes Mal mit ihr. Damit soll der Respekt gegenüber den Toten nochmals gezeigt werden und eine Verbindung zu den Vofrahren erhalten und gestärkt werden. Die alten Leichentücher werden durch teure Seidentücher anschließend ersetzt. Die einzelnen Familien veranstalten zusätzlich noch ein großes Fest mit vielen Speisen und Musik. Der Tote liegt dann für weitere zehn Jahre wieder in seiner Gruft. Jede Familie hat seinen eigenen "Famadihana-Rhytmus".
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