Sie streben nach Gold
Geflüchteten-Mannschaft kickt sich nach oben
Hohe Ziele hat sich die Fußballmannschaft der Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete in der Mainaustraße für die Spielsaison 2019 gesteckt. Nach einem vierten Platz in der dritten Liga B der Royal Bavarian Liga (RBL) in der zurückliegenden Saison 2018 will der FC Mainaustraße jetzt Tabellenerster werden. Als Fernziel wird ein Wechsel in den Ligabetrieb des Bayerischen Fußballverbandes (BFV) angestrebt. Der FC Mainaustraße besteht aus Menschen, die aus ihren Heimatländern Nigeria, Afghanistan, Somalia, Gambia und Syrien geflohen sind.
Der Sprung an die Tabellenspitze könnte durchaus gelingen. Von den neun Spielen hat die Mannschaft in der vergangenen Saison fünf Spiele gewonnen, zweimal gab es ein Unentschieden und zweimal eine Niederlage. Der Lohn waren 22 Punkte. Damit wurde der dritte Tabellenplatz um einen Punkt verfehlt, auf den Tabellenersten fehlten nur fünf Punkte. In der Royal Bavarian Liga ist der FC Mainaustraße einer von bayernweit 1607 Freizeit-Fußballvereinen. In der 3. Liga B der RBL spielen insgesamt 14 Mannschaften
Ein großer Teil des Erfolgs des 2017 gegründeten FC Mainaustraße gebührt dessen Trainer Tangara Boubacar aus Mali. Der 29-Jährige, in dessen Heimat Soldaten der Bundeswehr im Auftrag der Vereinten Nationen zur Friedenssicherung in der Sahel-Zone eingesetzt sind, ist 2015 zusammen mit Frau und Tochter als Asylsuchender nach München gekommen. In seinem neuen Zuhause in der Mainaustraße schaute er den jungen Männern beim Kicken im Hof der Unterkunft zu. Dabei sei ihm aufgefallen, dass einige sehr talentiert mit dem Ball umgingen, erinnert sich Boubacar. „Mit denen kann man was machen“, dachte der Trainer. Er hatte vor der Flucht nach Deutschland als junger Profi-Kicker bei „Ali Tripolis“ als Mittelverteidiger gespielt und hatte dann eine Ausbildung zum Fußball-Trainer beim „Espérance Sportive de Tunis“ begonnen.
Fußball strukturiert den Tag
Heute trainiert Boubacar nicht nur eine hochmotivierte Fußballmannschaft, sondern er hält die jungen Kicker auch mit festem Griff zu gemeinsamen sozialen Aktionen an. Den meist alleinstehenden jungen Männern gibt das Fußballspiel einen neuen Lebensinhalt, das regelmäßige Training und die Spiele um Tabellen-Punkte strukturieren ihren ansonsten eher eintönigen Tagesablauf.
Unterstützung beim Aufbau der Fußballmannschaft hat Boubacar von der interkulturellen Münchner Straßenfußball-Liga „buntkicktgut“ bekommen. Über den nächsten Schritt in den Spielbetrieb des Bayerischen Fußballverbandes entscheidet nicht nur die spielerische Qualität des Teams, die Mannschaft muss dafür ein Verein werden. Um sich am Spielbetrieb der Royal Bavarian Liga beteiligen zu können, ist der FC Mainaustraße auf Spendengelder für Schiedsrichter-Honorar, Platz-Miete und Spielerausrüstung angewiesen. Finanzielle Unterstützung kam bereits von der Münchner Lichterkette, dem Bezirksausschuss 22 und über den Helferkreis der Gemeinschaftsunterkunft. Unter e.werner@helferkreis-mainaustrasse.de können Bürger, die etwas spenden möchten, Kontakt aufnehmen.
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