Experiment "Aubing" ist vorbei
Ergebnisse von "Smarter together" liegen vor
Quartiersboxen, ein Stadtteillabor, energetische Sanierungen, intelligente Lichtmasten, E-Fahrzeuge und Smart-Data-Angebote – fünf Jahre lang waren Neuaubing, Westkreuz und Freiham ein großes Experimentierfeld: „Smarter Together“ hieß das EU-Projekt, für welches das Sanierungs- und Neubaugebiet ausgewählt worden war. Von Februar 2016 bis Januar 2021 wurden zukunftsweisende „smarte“ Lösungen entwickelt mit dem Ziel mit Bürgern, Wissenschaftlern und Unternehmen die Stadt der Zukunft vorwegzunehmen. „Experimentieren war ausdrücklich erlaubt“, heißt es in der abschließenden Broschüre, die jetzt erschienen ist.
Herzstück und quasi Ideenschmiede war das Stadtteillabor am Westkreuz. Hier fanden Ausstellungen, Veranstaltungen und Bürgeraktionen rund um „Smart City“ statt sowie 35 Workshops zu unterschiedlichen Themen. Am sichtbarsten für die Bürger waren im Projekt die Mobilitätsangebote wie Fahrräder, E-Bikes, E-Lastenräder, E-Dreiräder und E-Stattautos und die digitalen Touch-Screen-Infotafeln. Bei einer abschließenden Befragung kannten fast zwei Drittel der Teilnehmer die Mobilitätsstation am Westkreuz. 63 Prozent der Ausleihen von Rädern sowie 50 Prozent von Carsharing-Fahrzeugen erfolgten an den S-Bahn-Stationen Aubing, Westkreuz und Neuaubing. Das bedeute: „Ein weiterer Ausbau könnte noch mehr klimafreundliche und flächensparende Mobilität ermöglichen“. Beim Carsharing zeigte sich, dass Elektroautos im Vergleich zu Verbrennerfahrzeugen ein Drittel weniger ausgeliehen wurden. „Dies ist mit den geringeren Reichweiten und der ungewohnten Handhabung der Elektrofahrzeuge an öffentlichen Ladesäulen zu erklären“, waren sich die Fachleute einig. Auch habe es im Projektgebiet zuvor noch kein Carsharing-Angebot gegeben, die Anwohner müssten sich erst an die Nutzung gewöhnen.
Leitfaden für Sanierungen
Ein Erfolgsprojekt waren die 60 „intelligenten Lichtmasten“, die Daten zu Wetter, der Luftqualität, dem Verkehr und Parkplätzen lieferten, aber auch als Wlan-Hotspots genutzt werden konnten. Hier fungierten einzelne Straßenzüge als „Reallabor“. „Inzwischen wird das neue Format bereits außerhalb des Projekts eingesetzt“, freuen sich die Verantwortlichen. Da die Bodenarbeiten, Kabel- und Glasfaserverlegungen sehr teuer sind, seien solche Lichtmasten jedoch nicht als flächendeckende Infrastruktur im gesamten Stadtgebiet sinnvoll, lautet das Ergebnis.
Positiv wurden die energetischen Gebäudesanierungen mit Anschlüssen an erneuerbare Wärme- und Stromerzeugung gewertet. Es wurden mehr als 2.000 Wohnungen und etwa ein Drittel der gesamten Wohnfläche im Projektgebiet (200.000 Quadratmeter) untersucht. Anschließend wurden mehr als 42.000 Quadratmeter energetisch saniert. Die Erfahrungen wurden in einem Leitfaden für Sanierungen für die Bürger zusammengefasst.
Manche Idee hatten nicht den erhofften Erfolg. So hatten weniger Anbieter und Konsumenten als erwartet Interesse an den Quartiersboxen. „In einem nächsten Schritt könnte geprüft werden, ob durch einen zentralen digitalen Marktplatz ein niedrigschwelligerer Einstieg möglich wäre“, so die Überlegung. Und dann gab es noch die Datenplattform, die entwickelt wurde, um die städtischen Daten zu sammeln, verknüpfen und auszuwerten. Dabei wurden nur solche Daten gesammelt, die einen Nutzen für die Bürger haben, versicherten die Projektbeteiligten.
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