Endlich geborgen
400 gerettete Tiere leben auf dem Gnadenhof
Traurig schaut der weiße Hund durch die Gitterstäbe seines Zwingers. Zumindest bildet sich das der Besucher ein, der beim Tag der offenen Türe des Gnadenhofs Gut Streiflach bei dem Tier vorbeikommt. Nachdem der Vorsitzende des Trägervereins „Gewerkschaft für Tiere“, Arpád von Gaál, die Leidensgeschichte des Schützlings erzählt hat, scheint es aber doch eher so zu sein, dass der Hund nicht traurig blickt, sondern eher erleichtert, dass ein sicheres Gitter zwischen ihm und dem Menschen ist. „Es ist unglaublich wie grob und derb die Menschen mit Tieren umgehen können“, erzählt von Gaál. Rund 400 Tiere haben auf dem zehn Hektar großen Areal zwischen Freiham und Germering ein sicheres Zuhause gefunden. Es sind Tiere, die aus einer Qualhaltung stammen, aus einer Tötungsstation oder die zum Schlachter sollten. Es sind schwer und chronisch Kranke, die teure Medikamente und das sprichwörtliche Gnadenbrot bekommen. „Dramatische Geschichten stecken dahinter“, berichtet von Gaál. Oft wurden sie vom Veterinäramt beschlagnahmt und dann hierher gebracht.
Ein Zoobetrieb sei der Gnadenhof nicht. Die Tiere sollen sich in der geschützten Umgebung von ihren schlimmen Erfahrungen erholen können. Einmal im Jahr öffnet der Gnadenhof trotzdem die Pforten für die Unterstützer. Schließlich ist der Hof auf Spenden und Mitglieder angewiesen, die an einem solchen Tag akquiriert werden können. 15 Tierpfleger und Mitarbeiter wollen bezahlt werden, Futter sowie Werkzeuge sind „unglaublich teuer“. Erst vor kurzem habe ein neuer Hoflader angeschafft werden müssen. „50.000 Euro“, zählt Gaál auf.
Bis zum Bauch im Schlamm
Auf dem Gnadenhof leben Katzen, Pferde, Esel, Vögel, Ziegen, sogar zwei Emus und Schweine. Genussvoll stapfen diese durch ihr Gehege und lassen sich von den Besuchern kraulen. Eines der Tiere war ein Losgewinn und hätte als Spanferkelbraten auf dem Mittagstisch enden sollen, andere wurden als niedliche Ferkelchen gekauft und dann als mächtige ausgewachsene Schweine verstoßen. Ein paar Kühe wurden aus elenden Bedingungen gerettet. „Sie standen bis zum Bauch im Schlamm.“ Vor einiger Zeit waren sogar Lämmer einfach über den Zaun in den Gnadenhof geworfen worden, „sie sind mit gebrochenen Beinen bei uns angekommen“, bedauert von Gaál. Die Pferde Fly, Sandy und Sulaika wurden aus einer katastrophalen Haltung beschlagnahmt. Mit den Rücken stießen die Tiere an die Decke des Stalls, sie standen auf 1,50 Metern Mist.
Viele Tiere fassen allmählich ein wenig Vertrauen zu ihren Tierpflegern. Vor allem bei den Hunden hätten sich aber einige vom „besten Freund des Menschen“ zu Angstbeißern entwickelt. Wie beispielsweise der Hund, dem der Schwanz abgerissen worden war, „er sollte erschlagen werden“, wusste von Gaál.
Seit rund 25 Jahren gibt es den Gnadenhof. Zuerst hat der Verein das Grundstück von der Landeshauptstadt München für 30 Jahre gepachtet. Vor einigen Jahren konnte er den Grund für eine Million Euro erwerben.
Fahrt zum Bärengnadenhof
Die Gewerkschaft für Tiere betreibt noch einen Gnadenhof für Bären bei Bad Füssing. Hier leben Bären, die aus Zirkus- oder Tanzbärhaltung gerettet wurden. Interessenten können am 1. Juli an einer Fahrt zum Bärengnadenhof teilnehmen. Unter www.Gewerkschaft-fuer-tiere.de gibt es Informationen.
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