"Was passiert, wenn..."
DLR will Risiko von Katastrophen vorhersagen
Auf der ganzen Welt drängen Menschen in die Städte und bilden immer dichter besiedelte Regionen. Eine Naturgefahr bedroht dadurch immer mehr Menschen – das Risiko betroffen zu sein, nimmt seit Jahrzehnten weltweit zu. Eine Katastrophe kommt dabei selten allein. Die Tragweite solcher Eskalationsketten zeigt die Nuklearkatastrophe von Fukushima 2011, bei dem zuerst ein Erdbeben eine Tsunamikatastrophe an der japanischen Küste auslöste und daraufhin das Kernkraftwerk havarierte.
Um Wechselwirkungen von Katastrophenfällen besser verstehen und vorhersagen zu können, entwickelt das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in den nächsten Jahren gemeinsam mit Projektpartnern ein Multi-Risiko-Informationssystem: Das Projekt "RIESGOS" (spanisch, "Risiken").
In Oberpfaffenhofen ist RIESGOS vergangene Woche mit einem Kickoff-Meeting eingeläutet worden. "Wir gehen der Frage nach, welche Gefahren durch Naturkatastrophen entstehen können und entwickeln wissenschaftliche Methoden zur Bewertung der Risiken. Damit können wir einen Beitrag zur Risikominimierung von Naturgefahren leisten", erklärte RIESGOS-Projektleiterin Dr. Elisabeth Schöpfer vom Deutschen Fernerkundungsdatenzentrum des DLR. Rund 40 internationale Forschungseinrichtungen, Behörden und Unternehmen bündeln dazu ihre Kompetenzen. Gefördert wird das Projekt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.
Der Prototyp wird jetzt für die von Naturkatastrophen besonders gefährdete Andenregion in Chile, Peru und Ecuador entwickelt. Dabei arbeiten die Wissenschaftler mit dem Research Center for Integrated Disaster Risk Management (CIGIDEN) und der Pontificia Universidad Católica de Chile zusammen.
Wechselwirkungen und Kettenreaktionen
Entlang der Frage "was passiert, wenn…" erarbeiten die RIESGOS-Projektteams Szenarien von Hochwassersituationen, Hangrutschungen, Vulkanaktivitäten, Erdbeben, Tsunamis und ihren gegenseitigen Wechselwirkungen. Die Wissenschaftler verschiedener Fachdisziplinen nutzen eine Vielfalt unterschiedlicher Daten, unter anderem hochaufgelöste optische Fernerkundungsdaten und Radardaten, so dass lokale Untersuchungsgebiete auf regionale und nationale Ebenen erweitert werden können. RIESGOS kooperiert mit mehr als 25 Forschungspartnern und Behörden in den südamerikanischen Partnerländern Chile, Ecuador und Peru und plant, diese Zusammenarbeit im Laufe des Projektes auszubauen.
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